Berichte von 11/2011

Von Bildungsproblemen und Erkältungen

13Nov2011

Eine Woche ohne besondere Ereignisse war diese zweite Novemberwoche. Das Spannendste war wohl noch, dass ich am Mittwoch mit Kayuki die Tickets für den Shinkansen von Tokyo nach Kyoto gekauft habe. Ganz amüsant war am Mittwoch auch unsere Stunde zum Essay-Schreiben. Da wir unseren nächsten Essay über ein Bildungsproblem in unserem Land schreiben müssen haben wir uns allgemein über das Schulsystem, Kurse und ähnliches unterhalten. Dabei kamen erstaunte Asiaten nicht mehr aus dem schockiert gucken raus, als sie erfuhren wie wenig Unterricht wir Europäer doch haben. Man muss denen nur sagen, dass man als Grundschüler um 13 Uhr nach Hause ging, es von der 5. - 10. Klasse meist genauso war und man auch in der 11. - 13. Klasse nie länger als – und das ist sowieso äußerst selten gewesen - bis um 17 Uhr Unterricht hat. Die Taiwaner mussten scheinbar dauernd bis um 21 Uhr in der Schule bleiben. Was läuft da nur schief!? XD

Ab Donnerstag ging es dann sowieso bergab mit mir, da ich anfing zu kränkeln. Es war auch etwas Regen für den Tag angesagt, weshalb ich mir für meine Freistunden nichts vorgenommen hatte und so vor mich hin die Zeit vertrieb. Ursprünglich hatte ich am Abend mit einem anderen Mädchen aus meinem Kurs und Wohnheim zusammen eine Sendung von Arashi im TV schauen wollen, aber da sie auch richtig krank war mussten wir es kurzfristig absagen. Ich war dann ab Freitag richtig im Arsch und hab mich irgendwie durch meine zwei Kurse gequält und war dann glücklich als ich endlich daheim war und mich ein wenig aufs Ohr hauen konnte. Leider wurde es auf Samstag eher schlimmer und so war es echt nicht so toll trotz der Erkältung lernen zu müssen. Aber nächste Woche stehen nun mal die ersten Klausuren zur Mitte des Semesters an und so führte kein Weg daran vorbei. Um nicht total einzugehen, habe ich mich am Samstag noch einmal raus gewagt und habe in einer Apotheke/Drogerie (habe das Gefühl, dass ist hier fast das Gleiche bzw. geht teils ineinander über) ein Mittel gegen Erkältung gekauft. Ich denke es hilft auch einigermaßen, zumindest geht es mir jetzt einigermaßen besser. Wenn ich allerdings auch noch fern von gesund bin. Kann man nur hoffen, dass es morgen besser ist… es steht nämlich ein Grammatiktest und die Klausur in Leseverständnis an.

Kaiserpalast und Nabe-Party

06Nov2011

Am Donnerstag hatten wir endlich einen Feiertag an dem wir nicht zur Uni mussten (im Gegensatz zu den vorherigen Feiertagen…). Dieses Glück musste natürlich erst einmal durch lange wach bleiben und spätes Aufstehen ausreichend ausgeschöpft werden. Dann war allerdings die Frage, was ich mit diesem freien Tag anfange. Zu meinem angedachten Besuch bei einem weiteren Tempel, kam es dann nach Rücksprache mit Dodo nicht. Es sollte in der Nähe der Uni kostenfrei Nô-Theater zu sehen geben und außerdem besteht diese Woche die einmalige Möglichkeit Einlass in den Kaiserpalast zu bekommen – und das auch noch kostenlos! Also fuhr ich im Endeffekt wie jeden Tag zur Uni und parkte dort mein Fahrrad. Dann ging es ab ins Theater. Bis zum Nachmittag gab es Auftritte von Nô-Liebhabern. Hätten wir die Profis sehen wollen – die dann womöglich auch richtige Masken gehabt hätten – hätten wir abends zum Nô gehen müssen. Allerdings hätte das dann Eintritt gekostet. Naja, so hatten wir jedenfalls trotzdem erst mal eine Idee wie es so ist in so einem Nô-Theater zu sitzen.

Anschließend ging es zum Kaiserpalast. Es war allerdings super voll, da Feiertag war. Es waren viele Reisebusse mit Touristen zu sehen. Das Wetter machte uns irgendwie auch zu schaffen, zumindest hatten wir beide Kopfschmerzen… daher war ich auch etwas genervt, während unserer Tour durch den Kaiserpalast. Es ist ein ziemlich großes Gelände dort hinter den Mauern. Ich habe mal wieder viele Fotos gemacht, obwohl ich eigentlich nicht fand, dass es so besonders aussah. Eigentlich sah es da drin genauso aus wie bei vielen Tempeln. Aber gut, haben wir den Kaiserpalast auch abgehakt!

Obwohl wir ziemlich fertig waren, machten wir noch eine kleine Tour durch die Stände im Park. Diese wurden scheinbar extra aufgebaut, da der Kaiserpalast momentan Besuchern offen steht. Es gab hauptsächlich japanische Süßigkeiten, die man gut als Souvenir kaufen kann. Wir haben uns aber eher durch die Proben gefuttert xD Am Abend startete dann mein erstes Okonomiyaki-Experiment, das glücklich geendet ist. Ich denke ich werde mir von jetzt an öfter selber Okonomiyaki machen.

Freitag musste ich wieder zur Uni. Der Unterricht ging trotz sehr langweiliger erster Stunde doch noch einigermaßen schnell rum. Ich verschwendete noch etwas Zeit mit den anderen in der Mensa, bevor ich nach Hause fuhr. Auf dem Weg machte ich jedoch noch kurz Halt um meine erste Internetrechnung für die letzten drei Monate zu bezahlen. Das konnte ich direkt bei Nasic Net (die unser Wohnheim verwalten) machen und es gibt glücklicherweise einen Laden ganz in der Nähe meines Wohnheims. Schließlich vertrödelte ich ein paar Stunden daheim, bis ich mich auf den Weg zurück zur Uni machte. Dort wollte ich mich mit zwei meiner Klassenkameradinnen, einer Japanerin und drei Japanern, die sie noch eingeladen hatte, für meine erste Nabe-Party treffen (Nabe ist eine Art Eintopf). Nachdem wir noch kurz beim Supermarkt waren und alle Zutaten gekauft hatten, fuhren wir zu Yuris Wohnung, die total nah an der Uni liegt und es ist echt ein hübsches Gebäude. Ihr Zimmer ist auch recht schön, auch nicht riesig, aber immerhin größer als meins. Da würde ich auch gern wohnen T_____T Naja, dann ging es jedenfalls allmählich ran an den Topf. Lustige Gespräche, lecker Essen… klasse Abend. Sowas könnte ich öfter haben bitte!

Das Wochenende fiel dann eher weniger interessant aus. Mal wieder war Regen angesagt und dementsprechend regnete es auch Samstag den ganzen Tag, weshalb ich zu Hause blieb und etwas für die Uni tat.

Kiyomizu-dera und andere Ereignisse

02Nov2011

Montag, übrigens Halloween, ereignete sich ohne große Überraschungen. Nach meiner ersten Stunde verbrachte ich die Freistunde wie immer mit Martine im Café. Wie immer kam auch noch Naoto und später kam eine weitere Japanerin dazu, die ein deutsches Witzebuch dabei hatte. Ich glaube wir haben im Endeffekt knapp eine halbe Stunde da drin gelesen. Das muss mich wohl irgendwie aufgeweckt haben, denn die 3. Stunde, die mir sonst immer so unglaublich schwer fällt montags, war an diesem Tag sogar einigermaßen erträglich. Zumindest längst nicht so schlimm, wie ich es in den vorherigen Wochen empfunden hatte.

Nach dem Unterricht machte ich mich auf zum Verwaltungsamt zuständig für Einwanderer. Wie ich kürzlich erfahren hatte, kann man hier ganz einfach seine Arbeitserlaubnis holen, die man braucht um rechtmäßig einen Nebenjob annehmen zu dürfen. Beim zuständigen Amt muss man lediglich einen Zettel über die eigene Person ausfüllen und seinen Reisepass, Ausländerausweis und Studentenausweis kurz abgeben und knapp 10 Minuten warten. Dann erhält man seine Ausweise zurück und in meinem Reisepass klebt nun ein neuer Sticker. Dieser erlaubt es mir bis zu 28 Stunden in der Woche zu arbeiten (natürlich soll man sich eigentlich auf sein Studium konzentrieren). Weitere Bestimmungen und Einschränkungen, wie das man nicht im Nachtleben arbeiten soll, gibt es allerdings auch. Insgesamt kann man die Arbeitserlaubnis also recht schnell und einfach bekommen. Da frage ich mich doch wieso einem das in der Uni nicht gesagt wird. Dort wird einem nämlich weiß gemacht man müsse es in der Uni beantragen (oder sagen wir es mal so: von anderen Möglichkeiten wird einem nichts erzählt). Nur auf viel komplizierte Weise. Die Unterlagen dürfen nur zu bestimmten Tagen eingereicht werden (einmal drei Termine Anfang des Monats und einmal drei Termine gegen Mitte/Ende des Monats). Die Unterlagen beziehen sich hier auch noch auf mehr Dokumente, als man dafür im Amt benötigt. So muss u.a. eine Kopie aller registrierten Kurse mit eingereicht werden. Was ich aber so ziemlich am Unverschämtesten finde, ist dass man seinen Reisepass für diese Prozedur ca. 2 Wochen bei denen abgeben muss, bevor man seine Arbeitserlaubnis erhält. Was soll dieser Quark, wenn man es im Amt direkt nach zehn Minuten wieder in die Hand gedrückt bekommt!?...

Dienstag war ein guter Tag. Es war nun endlich der November gekommen und das schöne rote Herbstlaub, das bei den Japanern so beliebt ist, wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Mein Unterricht am Dienstag verlief mehr oder weniger wie immer. Einzig amüsant war die 1. Stunde in der wir nun jeder eine Rede (unsere Selbstvorstellung) halten müssen. Das war bei den meisten auch eher weniger spektakulär, aber einer meiner taiwanischen Klassenkameraden  hatte eine Ukulele dabei. Nach seiner Vorstellung kam es irgendwie dazu, dass er ein Lied spielen sollte, also tat er das auch. Und singen tat er gleich auch noch dazu! Ich dachte ich bin in einem Konzert gelandet XD Die Stimmung war automatisch auf Hochtouren, Kaoru hinter mir summte schon mit (scheinbar war es ein bekanntes taiwanisches Lied). Ich sah einige Hände in die Höhe gehen, also machte ich direkt mit beim Schunkeln. Es war schade als es vorbei war… aber nicht zu früh traurig sein. Denn am Ende aller Vorstellungen, da wir noch so viel Zeit hatten, wurde nach einer Zugabe geschrien und der liebe Klassenkamerad war nur allzu gerne bereit eine zu geben. Diesmal sogar ein japanisches Lied. Ich kannte es sogar! Diesmal war also ich es, die mitsummte bzw. leise mitsang (^-^).

Nach dem Unterricht verbrachte ich noch etwas verbleibende Zeit in der Mensa und am Fluss, bevor ich mich mit den zwei Japanerinnen aus meiner Projektgruppe treffen würde. Das lief dann auch um einiges lustiger ab, als ich dachte. Ursprünglich war ich mir unsicher, was ich überhaupt genau mit ihnen machen sollte, da mir noch genaue Angaben zur Projektplanung fehlen. Aber Kanako und Yukina schienen auch mehr auf Freizeit aus zu sein und da keiner wirklich wusste was werden soll und uns genauere Vorgaben fehlten, kam kurzerhand einer meiner bisher besten Tage in Japan zustande. Kaum waren wir in Yukinas Wohnung angekommen, blickte ich aus dem Fenster und fing plötzlich an über den 清水寺 Kiyomizu-dera zu reden, einen berühmten Tempel, den ich nach wie vor noch nicht besucht hatte. Das nahmen die Zwei plötzlich zum Anlass vorzuschlagen, dass wir jetzt dorthin gehen, da es nur 20 Minuten zu Fuß seien. Gesagt, getan. Plötzlich liefen wir schon los. Auf dem Weg dorthin gingen wir durch Gion und kamen vorerst an einem weiteren Tempel namens 建仁寺Kennin-ji an. Auch dort legte ich natürlich eine kurze Fotosession ein (Gott sei Dank hatte ich an diesem Tag schlauerweise meine Kamera mitgenommen!).

Ein total knuffiger Pagoden-Turm kam uns auf dem Weg auch noch entgegen.

Außerdem gab es mal wieder niedliche Gassen mit vielen Souvenirläden. Diesmal gab es auch unglaublich viele tolle Läden, in denen man Süßigkeiten und sonst was probieren konnte. In einem Laden haben wir uns einige Minuten aufgehalten und die ganze Zeit gegessen und nebenbei kostenfrei den Tee zum Probieren getrunken. Das war schon einmal eine gute Einstimmung.

 Dann ging es endlich auf zum Kiyomizu-Tempel. Obwohl es unter der Woche und kaum nachmittags war, war es ziemlich voll. Aber wir hatten unseren Spaß, der Tempel ist auch sehr hübsch und der Eintritt war billiger als beim Ginkaku-ji. Juhu! Ich habe mir auch ein O-mikuji, so eine Art Orakel über sein zukünftiges Leben, gekauft. Das läuft etwas lotteriemäßig ab, indem man eine Schachtel schüttelt aus der dann ein Stab kommt. Der Stab hat eine Nummer und jede Nummer ist einer Wahrsagung zugeordnet. Ich habe ein O-mikuji mit der Aufschrift „Segen“ gezogen. Das ist so ziemlich mittelmäßig (es gibt verschiedene Abstufungen davon wie gesegnet oder verflucht man ist…). Also naja, es hätte schlimmer kommen können XD Ich müsste mir jetzt nur einmal die Zeit nehmen genau zu studieren, was sonst noch alles auf meinem O-mikuji steht. Da ist ein ziemlich langer Text drauf und ich war bisher zu faul es mir zu übersetzen. Das Einzige was etwas schade am Besuch im Kiyomizu-dera war, sind die Bauarbeiten, die dort wohl erfolgen. Zumindest konnte man den Steg, von dem man eigentlich super schöne Bilder von dem Hauptgebäude machen kann, nicht betreten, auch der richtige Aussichtspunkt war nicht betretbar. Trotzdem habe ich ein gutes Plätzchen gefunden, um ein übersichtliches Foto zu schießen.

Auf dem Rückweg ging es weiter durch die hübschen Gassen und durch den Yasaka-Schrein, den ich bisher nur einmal bei Nacht gesehen hatte. Das war insgesamt schon mal ein toller Sightseeing-Ausflug! Darf ich es noch mal erwähnen? – ich liebe Japan!!!! Es ist so wunderschön hier in Kyoto…

Als nächstes stand Einkaufen auf dem Plan, dann wir wollten später gemeinsam  Okonomiyaki machen. Allerdings konnten sich Kanako und Yukina nicht so ganz entscheiden was sie eigentlich wollten. Im Endeffekt hatten wir auch noch Zutaten um noch Soba und Yakiniku zu machen. Von dem vielen Probieren war mein Magen immer noch recht voll und den Beiden ging es ähnlich, also verbrachten wir erst einmal einige Zeit mit Gequatsche. Hier sogar teilweise zu Themen, die später für das Projekt von Gebrauch sein werden. Ich war so froh endlich mal so viel Japanisch sprechen zu können. Ich glaube ich habe bisher noch nie so viel Japanisch an nur einem Tag gesprochen. Die Beiden lernen zwar auch Deutsch, aber da sie es noch nicht so gut können, liefen alle richtigen Gespräche auf Japanisch. Irgendwann kamen wir dann schließlich zum Essen und ich kann nur sagen ich hab mir so den Magen vollgeschlagen. Erst das ganze Okonomiyaki, dann das restliche Fleisch, dann haben wir noch Yakisoba gemacht. Ich war echt tot! Aber es hat sehr gut geschmeckt und jetzt weiß ich auch genau wie ich mir selber mal sowas wie Yakisoba oder  Okonomiyaki ganz einfach machen kann ;-) Ursprünglich hatte ich geplant um 21 Uhr zu Hause zu sein, um ein Drama zu gucken… allerdings war die Zeit schnell vorangeschritten und so richtig wollten wir uns auch noch nicht trennen. Außerdem fehlte uns eindeutig noch ein Nachtisch! Also neuer Plan: gemeinsam Drama gucken und schnell vorher noch Eis im Kombini kaufen. Ich sag ja, es war ein guter Tag! Später quatschten wir noch eine Stunde, dann fuhr ich nach Hause. Dort kam ich gegen 23:15 Uhr an und war gut gelaunt, aber auch ziemlich geschafft.

Mittwoch musste ich natürlich wieder zur ersten Stunde in die Uni. Der Unterricht ging aber glücklicherweise relativ schnell rum und sobald der erlösende Gong erhallte, hieß es für mich auf zum Yodobashi um die neue Single von Arashi zu kaufen. Es waren sogar nur noch zwei CDs da, als ich ankam (o.O). Gut, dass ich mich extra beeilt hatte. Das nächste Mal bin ich sowieso schlauer, mache es wie die meisten Fans, und bestelle es mir im Geschäft im Voraus, dann brauche ich nicht hetzen. Insgesamt wurde der Mittwoch für mich zu einem Tag der Hausarbeit. Ich war beim Supermarkt (und habe mir nebenbei auch gleich Okonomiyaki-Pulver, Soße, etc. für mein baldiges Experiment gekauft… dieses wird vermutlich am Donnerstag stattfinden!) und habe meine Wäsche gewaschen. Selbst Hausarbeit ist anstrengend. Der billige Supermarkt ist so weit weg, dass man erst mal ca. 15-20 Minuten mit dem Fahrrad hinfahren muss und andauernd aus dem 4. Stock in den Keller laufen, wo die Waschmaschinen und der Trockner stehen, ist genauso nervig. Das war genug Arbeit für einen Tag ;-)