Wie findet man einen Job?

17März2012

Nachdem ich nun schon einige Zeit mehr oder weniger erfolglos versucht hatte nach einem Job Ausschau zu halten, sollte sich endlich eine gute Möglichkeit ergeben.

Zur Vorgeschichte: Ich hatte bisher hauptsächlich versucht mich an Anzeigen für Englischlehrer/-unterricht zu versuchen, allerdings werden dort meist Muttersprachler gewünscht. Ein weiteres Problem bei den Anzeigen in dem Blättchen war, dass viele Jobangebote für Osaka, Kobe oder Nara waren und ich ja etwas für Kyoto brauchte. So fielen einige Möglichkeiten aus. Nach Deutschuterricht zu suchen war natürlich noch schwieriger.

Es schien mir von Anfang an fast sinnvoller sich für einen normalen Job im Kombini oderso zu bewerben. Es gibt hier eine kostenlose Zeitschrift namens „town work“, die u.a. in der U-Bahn und in Kombinis zum Mitnehmen ausliegt und in der aktuelle Jobangebote aus der Gegend in Geschäften, Restaurants, Kombinis, usw. ausgeschrieben sind. Während das Jobangebot hier weitaus groß scheint, war ich mir allerdings nicht sicher ob mein Japanisch ausreicht normal in so einem Laden zu arbeiten und ob man mich überhaupt einstellen würde wäre die nächste Frage gewesen. Ehrlich gesagt sieht man in solchen Läden nämlich nie westliche Leute arbeiten. Die nächste Hürde wäre außerdem gewesen dort anzurufen um auf die Anzeige zu antworten, was mir auch Sorgen bereitet hat. Daher hatte ich sowas bisher auf Eis geschoben. Nachdem ich mit ein paar japanischen Freundinnen darüber geredet und Yukina mir eine Internetseite gezeigt hatte, entdeckten wir dort eine Art Agentur, die Kurzarbeiten vermittelt und entschlossen dort zu dritt gemeinsam hinzugehen. Meine Freundin wollte dort anrufen um es auszumachen und zu fragen ob Ausländer auch erlaubt sind, was sie wie sich herausgestellt hat sind. Allerdings muss jeder persönlich anrufen um sich für die „Setsumeikai“  („Erzählungstreffen“) anzumelden. Was ich dann auch schweren Herzens am Mittwochmorgen tat, bevor ich mich mit meiner Freundin fürs Kino getroffen habe. Mein erstes offizielles Telefonat auf Japanisch (o.O) Ich sage nur das war ein Akt!!! Irgendwie war der Empfang teilweise schlecht, was erst mal dazu geführt hat, dass mein erster Anruf nach 1-2 Minuten abgebrochen wurde und ich noch einmal anrufen musste und dann eine andere Person an der Strippe hatte. Also alles wieder von vorne… der Empfang war teilweise wieder schlecht, weshalb ich irgendwann von draußen im Flur telefoniert habe und zwischendurch immer wieder in mein Zimmer rennen musste um gewisse Dinge zu holen (die wollte von mir u.a. Dinge wissen, die nur in meinem Reisepass standen). Nachteil war dann bloß, dass meistens der Empfang dann wieder kurzzeitig halb unterbrochen war und die Frau am Apparat scheinbar meine Stimme öfter mal nicht hören könnte. Dann hat sie (und ich auch) immer andauernd „hallo!? Können Sie mich hören?“ gerufen und ich kam mir schon irgendwann total bekloppt vor, vor allem weil ich sie ja hören konnte. Bloß sie mich scheinbar nicht XD Das Telefonat hat garantiert 20 Minuten oder länger gedauert. Vor allem musste ich der auch noch so viele Infos geben. Alleine meinen Namen zu buchstabieren hat ewig gedauert und dann hat sie immer alles dreimal wiederholt und mir hundertmal gesagt was ich zur Setsumeikai am nächsten Tag mitbringen sollte. Als ich endlich fertig war, war ich echt beruhigt. Meine Güte!!

So kam es also dazu, dass ich mich am Donnerstagmorgen mit Yukina und Hidemi traf um zu der Setsumeikai zu gehen. Gott sei Dank fand diese in einem Gebäude nahe dem Hauptbahnhof, also nah an meinem Wohnheim, statt. Ich hatte etwas Angst gehabt, da ich nicht genau wusste was dort abläuft und dachte wir werden noch richtig interviewt und so. Es wurde mir nämlich im Voraus am Telefon gesagt die Setsumeikai würde 2 Stunden dauern. Im Endeffekt waren es aber eher nur anderthalb vielleicht. Am Anfang mussten wir einige Zettel ausfüllen zu unserer Person und dann hatten wir noch ein paar Zettel zur Erklärung. Wir haben ein längeres Erklärungsvideo geguckt wo genau beschrieben wurde wie man sich für die Jobs bewerben kann und wie man sein Geld bekommt, usw. Es war also wirklich nur Erklärung, ein richtiges Interview gab es nicht. Natürlich darf ein Problem aber nicht fehlen. Am Vortrag wurde mir schon am Telefon gesagt ich solle meinen Hanko mitbringen. Allerdings habe ich nur den mit dem japanischen Namen Kuroda, mit dem ich damals auch mein Bankkonto eröffnet habe. Ich hatte also den Zettel dieses Mal nur mit einer Unterschrift versehen, allerdings hat das dann die Angestellte gemerkt und gesagt ich hätte vergessen abzustempeln. Daraufhin habe ich ihr gesagt, dass ich nur einen Hanko mit dem Namen Kuroda habe (den ich auch mitgebracht hatte). Da war sie erstmal etwas perplex XD Ich habe ihr gesagt, dass ich damit auch mein Bankkonto eröffnet habe. Da dachte sie dann erst ich hätte mein Bankkonto unter dem Namen Kuroda Jennifer eröffnet. Ich habe ihr dann allerdings meine Bankkarte gezeigt, auf der man sieht, dass dem nicht so ist. Dann hat sie sich verzogen um bei ihren Vorgesetzten nachzufragen. Also kam dann irgendein Herr, der mir sagte sie würden einen Beweis sehen wollen, dass ich damit auch mein Bankkonto eröffnet habe und ob ich irgendwelche Unterlagen hätte, die das belegen. Ich wusste es in dem Moment nicht, hatte aber im Hinterkopf irgendwas von der Bank bekommen zu haben, also sagte ich wahrscheinlich hätte ich was. Er gab mir seine Visitenkarte und sagte ich solle es per Fax zusenden, dann würden sie auch meinen Kuroda-Hanko anerkennen. Von diesem ganzen Stress war ich schon wieder etwas genervt. Japaner und ihre doofe Hanko-Kultur!

Direkt nach der Setsumeikai ging ich dann kurz mit Yukina und Hidemi in ein Cafe und Yukina sagte dann, dass jetzt in dem Cafe wo sie arbeitet auch neue Arbeitskräfte gesucht werden. Sie hat dann sogar ihren Chef angerufen und für den Abend ein Vorstellungsgespräch für mich arrangiert. Dafür sollte ich einen japanischen Lebenslauf mitbringen. In Japan gibt es dazu Vordrucke, die man scheinbar überall kaufen kann. Also kaufte ich eine Packung davon im Kombini auf dem Heimweg und Yukina half mir es richtig auszufüllen. Daheim suchte ich dann auch sofort nach meinen Bankunterlagen, allerdings fand ich keine auf denen mein Kuroda-Hanko zu sehen war… das war ja schon mal super!... Yukina meinte dann aber ich solle mir darüber für heute keine Gedanken mehr machen, denn falls ich auch in dem Cafe arbeiten kann, bräuchte ich den anderen Job ja nicht unbedingt. Insofern war das Thema für mich vorerst abgehakt, aber ich werde wohl dort noch einmal anrufen müssen und sagen ich habe keine Unterlagen, die das belegen… (>-<)

Gegen Abend traf ich mich dann wieder mit Yukina und ihrer Freundin Yuri in der Innenstadt. Wir wollten alle zusammen in das Cafe gehen, Yukina und Yuri würden dann warten. Wir waren etwas zu früh dort und ich setzte mich also auch erst einmal mit an einen Tisch. Es war so knuffig, weil als wir kamen und die Frau des Chefs uns gesehen hat, hat sie gleich so niedlich gelacht und alle wirkten irgendwie peinlich berührt XD Alle wussten scheinbar schon, dass eine blonde Europäerin zum Vorstellungsgespräch kommt :D Als es dann an der Zeit war ging ich zum Hintereingang, wo der Chef, ein schon älterer Herr, mir die Tür aufmachte. Ich war so aufgeregt =D Ich glaube das hat man auch gemerkt. Ich gab ihm meinen Lebenslauf, den er erst einmal überflog. So viel stand aber sowieso nicht drauf. Ehrlich gesagt glich das ganze keinem richtigen Vorstellungsgespräch mehr, da ich fast von Anfang an das Gefühl hatte ich bin sowieso schon eingestellt. Yukina hatte das auch schon vorher gesagt, dass ich wahrscheinlich sowieso genommen werde. So läuft das scheinbar immer, wenn Mitarbeiter andere Leute vorstellen.Mal ganz davon ab und allgemein gesagt: Ich denke sobald eine japanische Vertrauensperson da ist, stellen die Läden auch eher Ausländer ein. Meine andere deutsche Freundin hat ja auch durch einen japanischen Freund ihre Arbeit vermittelt bekommen. In diesem Cafe allerdings arbeiten außer mir auch noch andere Ausländer. Es sind allerdings alles Asiaten (ich glaube zwei Chinesinnen und eine Koreanerin), ich bin scheinbar die erste westliche Person überhaupt dort (o.O) Da das Cafe in Gion ist und daher natürlich auch viele Touristen, auch ausländische Touristen, kommen ist es aber sicher nicht schlecht ein internationales Personal zu haben xP Ein Problem ist wohl öfter, das manche Gäste natürlich kein Japanisch können, aber die anderen Angestellten kaum Englisch. Immer diese Kommunikationsprobleme. Immerhin kann ich neben Japanisch noch mit Englisch und Deutsch dienen :D

Jedenfalls am Anfang wollte der Chef genau wissen wie gut mein Japanisch ist und ob ich Arbeitserfahrung hätte, die ich ja nicht habe. Aber das war scheinbar kein allzu großes Problem. Als nächstes hat er schon angefangen mir einiges über die Abläufe im Cafe, Regeln und Bezahlung zu erzählen. Es gibt immer so eine Art Zeitkarten, die man wenn man kommt und geht in eine Maschine einlesen muss. In der letzten Monatswoche rechnet er dann immer genau zusammen wer von wann bis wann gearbeitet hat und am letzten Monatstag wird das Gehalt in bar ausgezahlt. Ich glaube diese Barauszahlung ist in Japan ziemlich üblich, sowas habe ich schon oft in Dramen gesehen (wo den Arbeitern dann so kleine Umschläge ausgeteilt wurden, in denen der Lohn war). Finde ich aber immer noch so unvorstellbar irgendwie. In Deutschland wird es immer aufs Konto überwiesen, oder!? Kenne mich ja da nicht so gut aus. Naja als nächstes haben wir dann gleich noch meinen ersten Arbeitstag ausgemacht. Ich habe gesagt am ersten Tag würde ich gerne zusammen mit Yukina arbeiten, so arbeite ich jetzt also am Montag von 15-21 Uhr. Es gibt im Cafe nämlich immer 6-stündige Schichten. Das Cafe ist von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr geöffnet. Die Morgenschicht beginnt um 08:30 Uhr mit Vorbereitungen und die Abendschicht dauert natürlich auf Grund von Aufräumen etwas länger als bis 21 Uhr.

Egal, jedenfalls habe ich jetzt einen Job! Und das mit dem Cafe kam so unerwartet an dem Tag!! Ich finde es immer noch schockierend und bin jetzt sehr nervös wegen Montag (>-<)

Am Freitag dann sollten im Wohnheim die „Renovierungs-/Aufräumarbeiten“ abgeschlossen werden. Seit Montag hatte ich bereits vermehrt Nasic-Mitarbeiter im Wohnheim bemerkt, die vor allem an den Gemeinschaftsräumen, in denen der Kühlschrank für alle Leute einer Etage steht, und den leerstehenden Zimmern herumgewerkelt haben. Diesen Montag nämlich hatten endgültig alle ausziehen müssen, die ab dem nächsten Semester nicht mehr an der Uni sind. Also muss jetzt die Putzkolonne ran und alles inspizieren und für die Neuen vorbereiten. Ich glaube sie hatten auch einiges zu tun, denn die Gemeinschaftsräume waren inzwischen zu halben Müllhalden geworden, denn alle die auszogen ließen dort Zeug zurück, was sie nicht loswerden konnten. Mal abgesehen davon, dass dieser Raum nie sonderlich sauber oder angenehm ist und man sich dort nur so kurz wie möglich aufhalten möchte. Der bei mir im 4. Stock war echt nicht mehr schön, weil auf dem Boden überall Flecken waren, vor allem vor dem Kühlschrank… der Kühlschrank roch sowieso nicht sonderlich gut, viele lassen da ihr Essen ja drin verrotten und räumen nie richtig ihren Kram weg. Das war alles nicht so ideal und ich hab auch nie besonders viel gekauft, was ich in den Kühlschrank tun musste. Mal ganz davon ab ist es mega nervig ständig in einen anderen Raum gehen zu müssen und dazu sein schönes warmes Zimmer zu verlassen, um erst mal im kalten Flur rumzulaufen (denn der Flur ist offen, heißt ist wie als ist man draußen). Mein Zimmer ist direkt neben dem Gemeinschaftsraum und trotzdem nervt mich der Gang dorthin. Kurz gesagt: ein Raum den eigentlich keiner Benutzen will, aber viele doch benutzen müssen. Es gibt ja Ausnahmefälle, die einen eigenen Kühlschrank gekauft oder von jemandem bekommen haben. Einige dieser Kühlschränke waren auch plötzlich vor ein paar Tagen alle im Gemeinschaftsraum im 3. Stock vorzufinden. Die hatten Leute die ausgezogen sind dort zurückgelassen (es ist übrigens in Japan nicht so einfach elektrische Geräte loszuwerden, denn für die Entsorgung muss man Geld bezahlen… also ist es einfacher es einfach im Gemeinschaftsraum stehen zu lassen. lol) Ich hatte die Gelegenheit genutzt und mir einen kleinen Kühlschrank aus dem Gemeinschaftsraum genommen, damit ich endlich nicht mehr diesen ollen Gemeinschaftskühlschrank benutzen muss. Ich war so froh! Gott sei Dank war der Kühlschrank auch in einem einigermaßen guten Zustand und ich musste nicht so viel dran herumschrubben um mich nicht zu ekeln. Allerdings sollte meine ganze Arbeit (okay, das Schleppen des Kühlschranks in mein Zimmer war ätzend!) sich als unnötig erweisen.

Für Freitag den 16. März war uns im Voraus per Post angekündigt worden, dass unsere Küchenutensilien mit Neuen und auch die Kühlschränke ersetzt werden sollten. Das war schon einmal ein Lichtblick zumindest einen wieder aufgeräumten Gemeinschaftsraum und einen neuen, noch nicht stinkenden Kühlschrank, zu haben. Die Verteilaktion sollte von 12-18 Uhr durch Nasic-Mitarbeiter stattfinden. Gegen 14 Uhr kam dann plötzlich die durchaus „schockierenden“ ersten Bilder in unserer Wohnheimgruppe auf facebook. Jemand postete ein Bild von einer ganzen Reihe Kartons mit Kühlschränken und Mikrowellen drin. Kühlschränke für jeden!??? Das waren viel zu viele (und auch kleiner), als dass es die für die Gemeinschaftsträume sein könnten. Kurz darauf erhielt der erste auch schon seinen eigenen Kühlschrank samt Gefrierfach und Mikrowelle! OMG! Alle spielten schon verrückt XD Aber die Verteilaktion hat ewig gedauert. Ich glaube ich wurde so gegen 14:30 Uhr von Nasic angerufen und gefragt ob ich zuhause sei, was ich natürlich bejahte. Man sagte mir sie würden gleich kommen. Kamen taten die zwei Mitarbeiter allerdings erst gegen 18 Uhr. Ich dachte schon die kommen nicht mehr. Glücklicherweise waren sie so nett den Kühlschrank, den ich ja kurz vorher ergattert hatte, wieder mitzunehmen. Jetzt habe ich einen etwas größeren als vorher und meine eigene Mikrowelle auch noch! Grandios! Ich glaube die ganzen Leute, die irgendwann nächste Woche neu hier einziehen werden, können diesen Luxus dann gar nicht richtig schätzen….

Ich glaube die waren gestern nicht mit ihrer Aktion fertig geworden, denn als ich später noch einmal zum Supermarkt lief, standen im ersten Stock sicher noch an die 15-20 Kühlschränke. Ich frage mich bloß was jetzt aus den Gemeinschaftsräumen wird. Die Staubsauger, die vorher auch dort zu finden waren, habe ich heute Morgen unten im Keller vor dem Wäscheraum stehen sehen. Ich vermute fast, dass sie die Gemeinschaftsräume wieder als normale Zimmer verwenden werden. Ich habe mir den Gemeinschaftsraum eben angesehen und sie haben dort einen neuen Teppich reingemacht und alles sieht ziemlich tiptop aus… also verdichtet sich mein Verdacht^^. Ich hätte aber eigentlich gerne einen Gemeinschaftsraum in dem ich zur Not auch ein paar Sachen einfach stehen lassen kann XDDD Aber naja Gott sei Dank habe ich keine großartigen elektronischen Geräte zum Loswerden. Meinen Fernseher bekomme ich sicher verkauft und den Reis- und Wasserkocher werde ich sicher auch wieder los.