Frühes Aufstehen macht Spaß...

27Sept2011

Montag, der 26. September. Der Tag an dem der Unterricht beginnen würde. Ich hatte mir am Sonntag vorgenommen rechtzeitig ins Bett zu gehen, was mir allerdings nicht gelang. Einschlafen wollte mir ebenso wenig gelingen, daher weckte mich das nervige Klingeln meines Weckers nach einer sehr kurzen Nacht. Vielleicht war ich doch etwas aufgeregt wegen dem ersten richtigen Tag an der Uni!?

Gegen 8 Uhr morgens machten wir uns auf zum Imadegawa Campus. Der Unterricht beginnt erst um 9 Uhr, aber am ersten Tag wollten wir sicher gehen auf keinen Fall zu spät zu kommen und haben extra mehr Zeit eingeplant. Kaum angekommen, traf ich auf Martine aus Düsseldorf, die in derselben Klasse ist wie ich und schon ein halbes Jahr an der Dôshisha ist. Daher weiß sie schon wie hier der Hase läuft^^. Die erste Stunde war recht amüsant. Manita-sensei ist sozusagen unser Klassenlehrer und ich finde ihn total lustig. Er ist irgendwie ein typischer Japaner, ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Wir besprachen die Regularien zum Kurs, führten eine kleine Vorstellungsrunde und begannen dann mit dem Unterricht. In meiner Klasse sind noch 3 weitere Deutsche, eine andere große Gruppe sind Taiwaner, aber auch Chinesen und jemanden aus Hong Kong und Südkorea. Wir haben außerdem recht viele Halbjapaner aus verschiedenen Ländern in der Klasse. Alles in allem eine recht bunte Mischung. Die zweite Stunde ist eine Freistunde für mich und diese habe ich erfolgreich damit verbracht mich mit ein paar meiner neuen Klassenkameraden zu unterhalten und mit ihnen gemeinsam in der Mensa zu essen. Danach hatten wir Unterricht bei Suzuki-sensei, eine eher langweilige Stunde, die dem Leseverständnis gewidmet ist. Hier überkam mich allmählich meine Müdigkeit. So viel wie ich gegähnt habe… Es sollte in der 4. Stunde nicht besser werden. Die Stunde zur Japanischen Kultur. In diesem Fall besonders dem Zen gewidmet. Ich glaube das ist nichts für mich und ich werde den Kurs wohl im Oktober wieder abwählen. Es war allerdings recht amüsant, wie unser Lehrer es für nötig hielt, dass wir Zen selber ausprobieren. Denn man kann es nicht lernen, wenn man es nicht selber macht! Also haben wir am Ende der Stunde sogar 10 Minuten meditiert (Licht aus, Vorhänge abgedunkelt… das hat mich noch müder gemacht!). Außerdem ist unsere Hausaufgabe von nun an jeden Tag mindestens 5 Minuten (im Laufe der Zeit soll man die Zeit steigern) zu meditieren… ähm ja… ist klar.

Nach dem Unterricht hatte ich geplant schnell zur Bank zu fahren, um zu sehen ob ich endlich das Geld abheben kann, was mir meine Mutter auf mein japanisches Konto überwiesen hat. Ich habe mich noch extra beeilt, da die Banken um 17 Uhr schließen und ich auf jedem Fall zum Schalter muss, da ich meine Bankkarte noch nicht erhalten habe.  Ich hätte mich aber gar nicht beeilen brauchen. Das Geld war noch nicht auf meinem Konto und außerdem wurde mir gesagt, man könne am Schalter nur bis 15 Uhr abheben, weil die Bank eigentlich nur bis 15 Uhr offen hat (ich verstehe nur nicht, wieso die Bank trotzdem bis 17 Uhr geöffnet hat). Super! Also morgen gleich wieder zur Bank…

Der nächste Morgen begann ebenfalls früh. Ich habe jeden Tag zur 1. Stunde! Das ärgert mich ein wenig, aber ich kann‘s nicht ändern. Ich lernte zwei weitere neue Lehrer in meinen Japanischkursen kennen und wie auch am Vortag mussten wir wieder kurze Vorstellungen von uns halten. Hier wird man übrigens anschließend auch immer vom Lehrer gefragt, wie man genannt werden möchte. Das kann eigentlich alles sein. Ob Vor- oder Nachname, Spitzname (der nicht unbedingt etwas mit dem richtigen Namen zu tun haben muss) oder ggf. einfach ein japanischer Name (eine Taiwanerin und eine Chinesin lassen sich bei einem gänzlich anderen japanischen Namen rufen).

Habe ich schon erwähnt, dass wir ständig Campuswechsel über uns ergehen lassen müssen? Die Campen liegen per Fußweg angeblich nur 7 Minuten auseinander, aber die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden beträgt nur 15 Minuten. Wenn es also z.B. so voll auf den Straßen ist (der Weg zum anderen Campus führt durch enge Wohngassen und ist ständig mit einer Masse an pendelnden Studenten überfüllt…) oder sonstige Zwischenfälle mitspielen, schafft man es kaum wirklich in 15 Minuten.

Meine Pause nutzte ich um mit Dodo ein weiteres Mal zur Bank zu gehen. Und siehe da! Es geht doch. Das Geld ist angekommen und ich konnte ohne Probleme etwas abheben und anschließend bei der Post meine Miete bezahlen. Kann nicht immer alles so glatt laufen? Im Anschluss hatte ich einen weiteren Kurs bei einem belgischen Dozenten über die Japanische Gesellschaft (vor allem geht es um Minderheiten und Ausländer in Japan). Alles in allem ganz nett, wenn auch sicher nichts wirklich Neues… Auf dem Rückweg füllten sich noch schnell meine Einkaufstüten nach einem Besuch im Supermarkt. Vollbepackt mit Tüten machte ich mich auf den noch recht langen übrigen Heimweg. Keine angenehme Fahrt, wenn man auf so viele Tüten und Taschen zu achten, das Gleichgewicht zu bewahren und hin und wieder abrupt zu bremsen hat, weil ein paar Fußgänger einfach zu blöd dafür sind einem nicht in den Weg zu laufen. Ich war irgendwie leicht aggressiv und geschafft vom Tag, als ich im Wohnheim ankam. Hier musste ich erneut feststellen, dass  scheinbar die Hausmeisterin die Post an meinen Vormieter (u.a. ewig viele Briefe von softbank, auf denen in großer Schrift etwas von einer „wichtigen Mitteilung“ geschrieben steht und bei denen es sich meiner Schätzung nach womöglich um Warnbriefe wegen nicht bezahlter Rechnungen handelt…) zum x-ten Mal in meinen Briefkasten geworfen hat. Ich weiß wirklich nicht wie oft ich die Post noch rausholen und bei ihr hinlegen soll, damit sie merkt, dass es nicht meine ist! Dazu kommt, dass die Hausmeisterin nicht einmal irgendwelche Sprechstunden bzw. einen wirklich offenes Hausmeisterbüro hat (ich habe sie bisher erst einmal im Gang fegen sehen… zumindest glaube ich, dass das die Hausmeisterin war) und ich daher absolut nicht weiß, wie man eigentlich mit der in Kontakt treten soll. Fürs Erste habe ich jetzt endlich mal einen Namenszettel an mein Postfach angebracht. Vielleicht ist sie ja dann so schlau zu merken, dass es nicht meine Post ist. Was sie dann damit macht geht mir sonst wo vorbei. Ich will bloß diese Post nicht mehr in meinem Briefkasten rumfliegen haben. So, Wutanfall beendet.

Um diesen Eintrag noch ein wenig aufzupeppen, kommen zum Schluss noch einmal ein paar Bildchen vom Imadegawa Campus =)