Lange Tage

30Sept2011

Der Tag startete wie immer mit einer Fahrradtour am Fluss. Diesmal ganz allein, da ich etwas früher losfuhr, um rechtzeitig am anderen Campus anzukommen. Die 1. Stunde war ganz nett, aber der 2. Japanischkurs… das kann man nicht in Worte fassen. Super langweilig! Diese Lehrerin. Sie gehörte auch eher schon zur älteren Generation. Der Kurs handelte sich um das Leseverständnis und wir haben einen öden Texte darüber gelesen, wie jemand über seine Kindheit erzählt hat, hauptsächlich darüber wie die Person z.B. mit den Großeltern O-nigiri (Reisbällchen) gemacht hat oder zur Grundschule gegangen ist… der Text war grässlich. Die Lehrerin hat die Sätze immer vorgelesen, wir mussten es nachsprechen. Danach mussten wir den Text mehrmals Satz für Satz lesen. Danach hat sie immer vor sich hin geblubbert und irgendwas vom Text und den Vokabeln erzählt. Langeweile pur. Martine und ich haben uns vielsagende Blicke zugeworfen. So was habe ich noch nicht erlebt. Oh man, die Stunde würde ich am liebsten aus dem Stundenplan streichen, aber es ist ein Pflichtkurs. Im Anschluss hatte ich eine lange Mittagspause, da ich in der 3. Stunde keinen Unterricht habe. Die Zeit verbrachte ich damit mich mit diversen Klassenkameraden und sonstigen Bekannten zu unterhalten, die ich auf dem Campusgelände antraf. Die 4. Stunde hatte ich einen Kurs zum Thema Journalismus. Leider wird es sich nicht hauptsächlich um Journalismus in Japan drehen. Aber der Kurs gefällt mir trotzdem besser, als bspw. der zur Japanischen Gesellschaft. Allein schon, da wir keine Hausarbeit schreiben oder Präsentationen halten müssen. Die Stunde war zwar auch nicht sonderlich spannend, aber erträglich.  Außerdem möchte ich die 5. Stunde definitiv belegen (ein Kurs zur Erklärung von Grammatik für mittleres Niveau) und da ich nicht ewig lange zwischen meinen Kursen frei haben will, werde ich den Journalismus-Kurs wohl weiterhin belegen.

Als der Unterricht um 18:15 Uhr endlich zu Ende war, hatte draußen schon längst die Nacht begonnen. Es war stockduster! Sogar schon vor 18 Uhr, um genau zu sein. Die Fahrradfahrt am Fluss entlang im Dunkeln war wirklich toll. Die Lichter von den Häusern am Fluss und der Stadt waren im Vorbeifahren schön anzusehen. Alles in allem war es ein langer Tag. Ein Tag an dem ich abends sicher keine Lust mehr auf Hausaufgaben habe, daher wird nur das Nötigste getan. Der Rest kann warten.

Es ist inzwischen Freitag der 30. September. Ich bin bereits seit drei Wochen in Japan, aber es fühlt sich überhaupt nicht so an. Gerade eben musste ich darüber nachdenken, dass es bald schon ein Monat her ist, dass ich hier angekommen bin…

Heute ging die Uni für mich wie immer früh los. Morgens hatten wir noch Glück, dass es nicht geregnet hat. Es war nämlich für heute Regen angesagt, der später auch noch kommen sollte. In der ersten Stunde hatten wir Matsumoto-sensei, der total nett und lustig ist. Er scheint auch bei allen internationalen Studenten schon beliebt zu sein, sein Reuf eilt ihm voraus. Ich habe bereits vorher gehört, dass er ein sympathischer Lehrer sei. Das hat sich definitiv bestätigt. Auch in Matsumotos Stunde erfolgte eine kurze Vorstellungsrunde. Ich bin froh, dass wir das jetzt endlich hinter uns haben! So oft wie in dieser Woche habe ich mich noch nie in meinem Leben vorstellen müssen. Haupterkenntnis nach der 1. Stunde: Ich weiß endlich wie ich mein Denshi Jisho besser bedienen kann! Alles dank Martine, die mir beigebracht hat wie ich die Lesung von einem Kanji ganz leicht aufrufen kann =) Juhu, ich war schon am Verzweifeln gewesen. In der 2. Stunde hatten wir den Oral Expression BV Kurs bei Kyono-sensei. Mein erster Eindruck von ihr war eher negativ. Sie schien mir im Vergleich zu den bisherigen Lehrern ein wenig zu gehetzt. Unter solchen Lehrern fühle ich mich immer unter Druck. Dann wurde uns eröffnet, dass sie mit uns allen einzeln Interviews halten wolle. ES geht darum ob man in dem Kurs eventuell nach oben ins Level 6 gestuft wird. Etwas was ich auf keinen Fall will, denn dort wird nur diskutiert (bei uns in Level 5 machen wir Rollenspiele) und diskutieren ist einfach ganz und gar nicht mein Ding. Allerdings hat sich das sowieso erledigt, denn ich habe das Interview ziemlich versaut. Ich habe mich ständig in meinen Sätzen verhaspelt und sie hat mir Fragen gestellt, auf die ich nicht wirklich eine passende Antwort wusste, es war schrecklich. Ich will es lieber vergessen. Ich bleibe also im Rollenspiel-Kurs.

Als nächstes stand mir eine Freistunde vor, die ich zusammen mit Dodo verbracht habe. Es ist wirklich nervig, wenn man von 12:15 bis 15:00 Uhr frei hat. Die Zeit zieht sich wie nichts. Der Kurs in der 4. Stunde hat sich allerdings als eher uninteressant erwiesen, bzw. zumindest uninteressant für dieses Semester. Da der Kurs auf die Leute zugeschnitten sind, die den JLPT (Japanese Language Proficiency Test) N2 Test machen wollen, werden dort nur Übungen dafür gemacht. Ich habe allerdings nicht vor noch dieses Jahr den Test zu machen, sondern möchte gerne nächstes Semester am Ende meines Auslandsjahres den N2 Test ablegen. Daher eignet es sich wohl besser, wenn ich den Kurs erst nächstes Semester belege und bis dahin noch etwas lerne. Momentan ist das N2-Niveau sowieso noch etwas zu schwer für mich (ich denke ich bin etwa bei N3), wobei es natürlich genau das ist, was ich fürs Erste anvisiere.

Auf der Heimfahrt wurden wir vom Regen begleitet. Aber es war glücklicherweise eher ein leichter Sprühregen und nicht sonderlich heftig. Morgen wollen wir unseren freien Tag nutzen um ein wenig Sight-seeing zu betreiben. Das Ausflugsziel steht noch nicht endgültig fest, wir machen es ein wenig vom Wetter abhängig.