Und freundlich grüßt das Wochenende...

03Okt2011

Und schwupp kam der Oktober! Es war Samstag und endlich musste ich nicht früh aufstehen. Das Einzige was feststand: ich würde gegen 11 Uhr aufstehen müssen, da wir um 12 Uhr losfahren wollten. Zeitlich klappte auch alles wie geplant. Unten bei den Fahrrädern angekommen (unter diesem Absatz befinden sich Bilder von unserem Fahrradparkplatz, Mülltonne und Eingangsbereich samt Briefkästen!), entdeckten wir in unserem Briefkasten allerdings noch eine Benachrichtigung, dass wir einen Brief von der Kyoto Bank bei der Post abholen sollen. Endlich sind unsere Bankkarten da! Dachten wir jedenfalls. Bei der Post angekommen stellte sich allerdings raus, dass es nur die Unterlagen für das Internet (es ist bspw. eine Abfrage des Kontostands möglich) waren.

Nach unserem Abstecher bei der Post machten wir uns schleunigst auf nach Gion. Schwer zu finden ist es nicht, es liegt auf halber Strecke zur Uni. Kaum angekommen wollten wir erst einmal unsere Fahrräder loswerden. Aber das ist leichter gesagt als getan! Einfach an irgendeiner Straßenecke abstellen ist nicht unbedingt die beste Lösung. Die schleppen rigoros Fahrräder ab. Wenn man dann Pech hat und die gerade vorbeikommen, dann ist es weg und man muss es abholen (es stehen fast überall Informationsschilder zu welcher Sammelstelle die Fahrräder gebracht werden). Natürlich darf man für den ganzen Spaß dann auch nochmal ca. 20 Euro bezahlen. Erst jetzt am Wochenende wurden sogar die Fahrräder vor unserem Haus abgeschleppt (Jana hat es beobachtet). Da wir auf so etwas keine Lust haben, suchten wir nach einem richtigen Fahrradparkplatz. An einer naheliegenden Haltstelle gab es auch einen. Aber um ehrlich zu sein waren wir nicht gewillt schon wieder Geld dafür zu bezahlen unser Fahrrad zu parken. Was tun? Im Endeffekt gestalteten wir unseren ersten Rundgang durch Gion mit unserem Fahrrad. Unser Plan sah es sowieso vor mittags nur einmal kurz zu gucken, dann in die Innenstadt zu gehen und bei Dämmerung wieder zurück nach Gion zu fahren. Gion ist wirklich hübsch. Also diese wirklich alten Gassen haben schon einen Flair! So stellt man sich das alte Japan vor. Ist nur lustig wie dort eigentlich eine Hauptstraße ist, dann aber solche Gassen davon abgehen. Was noch total nervig war: durch die alte Straße dürfen sogar Autos fahren. Wer denkt sich denn so was aus!? Als wir unsere Fahrräder geschoben haben und mühsam versuchten nebenbei Fotos zu schießen, mussten wir auch noch aufpassen nicht irgendwelchen Autos im Weg zu stehen…

Zusatzbild. Ich möchte es liebevoll „Kabelsalat“ nennen.

Der erste Rundgang endete, wir begaben uns samt Fahrrad auf in die Innenstadt, die nicht weit von Gion entfernt ist. Hier nun wieder die alte Leier. Wo parken wir unsere Fahrräder! Es begann die Suche nach einem Fahrradparkplatz, wir würden nicht drum herum kommen zu bezahlen. Wir haben uns am Samstag echt darüber geärgert, dass wir nicht einfach gelaufen sind. Mit Mühe und Not fanden wir schließlich etwas versteckt einen Fahrradparkplatz. Die erste Stunde kostenfrei, danach alle 3 Stunden 100 Yen. Das war eigentlich noch ganz ok! Endlich ging es ab in die Innenstadt. Wir wollten die Shopping-Gasse, in der wir bereits das Wochenende davor waren, weiter erkunden. Man kann festhalten: Kyôto hat viele tolle Läden zu bieten! Wir haben in einigen Geschäften herumgestöbert. Preislich gesehen sind auch alle Kategorien dabei. Ich habe mir eine neue kurze Hose gekauft, eine wie man sie in Deutschland sicher nicht findet. Typisch japanischer Stil :D Es gab ein Geschäft, das hätte ich leer kaufen können. Und das von mir, die ich sonst nicht so auf Einkaufen aus bin. In Japan ist das wohl anders. Unten zu sehen noch ein Bild, das ich unbedingt zeigen wollte. In Japan sieht man es an jeder Ecke in den Schaufestern vor Restaurants. Plastikessen! Zum Appetit machen auf die Speisekarte. Das klappt auch... man steht da und will denen am liebsten sofort die Bude einrennen XD

Als es anfing zu dämmern, machten wir uns auf den Weg zurück nach Gion. Ich muss sagen am Abend sieht es dort noch schöner aus. Vor allem mit dem Licht als die Sonne unterging. Aber auch als dunkel war und die Lampions wieder so schön rot/orange geleuchtet haben. Hübsch! Es wurde auch plötzlich richtig voll auf der Straße. Im Vergleich zu mittags waren viel mehr Leute auf den Beinen, auch viele Ausländer waren zu sehen. Ein paar Mal sahen wir eine Maiko (Maiko sind noch im Training eine Geisha zu werden) an uns vorbeihuschen (und alle Touristen machten wie wild Fotos XD Wir natürlich auch), eine Geisha haben wir auch gesehen.

Wir gingen anschließend noch durch die Shopping-Gasse auf den 八坂神社  (Yasaka-Schrein) zu. Obwohl es inzwischen schon stockduster war, machten wir auch hier noch ein paar Fotos. Wir bereuten es ein klein wenig nicht schon mittags zum Schrein gegangen zu sein.

Später am Abend trafen wir uns noch zum Quatschen. Der Abend endete damit, dass wir uns gegen Mitternacht noch Gyoza machten und mampften als wären wir am Verhungern. Ich wusste nie, dass Gyoza so lecker sind. Ich liebe diese Teile jetzt!! Achja, und was hab ich an diesem Tag übrigens noch gekauft? Baumkuchen!

Sonntag, der 02. Oktober. An diesem Tag hatten wir erneut Pläne. Gegen 12 Uhr sollte es losgehen zu einem Markt. Da ich vorher noch meinen Essay zu schreiben hatte (den ich bis zu diesem Tag Manita-sensei schicken sollte), musste ich früh aufstehen… kein toller Start in den Tag. Etwa eine halbe Stunde später als geplant machten wir uns auf den Weg. Auch heute sollte die Strecke kein großes Problem darstellen, der Markt befand sich ebenfalls in Richtung Uni. Bloß ein kleines Stück weiter Fluss aufwärts. Kaum angekommen sahen wir eine große Anzahl von kleinen Ständen, in denen handgefertigte Produkte angeboten wurden. Es handelte sich größtenteils um Schmuck, aber auch Töpferware, Kleidung, usw. Es war erstaunlicherweise recht voll, allerdings nur von Japanern. Wir waren als Ausländer dort wirklich eine Rarität. Zwei-drei Verkäufer wagten es sogar uns anzusprechen und ihr Englisch zu üben. Mit einer weiteren Frau führten wir unser Standardgespräch, in etwa so: „Sind sie Touristen?“, „Nein, wir machen ein Auslandssemester“, „Woher kommen Sie?“, „Aus Deutschland“, „Ihr Japanisch ist aber gut“. Jaja, die Japaner. Immer müssen sie einen loben, obwohl man nur zwei kurze Sätze sagt…

Nachdem wir alles gesehen hatten, beschlossen wir uns den下鴨神社 ( Shimogamo-Schrein) anzusehen. Der befindet nämlich direkt neben dem Markt. Hier hatten wir sogar das unglaubliche Glück mehrere traditionell gekleidete Brautpaare zu sehen, die dort ihre Zeremonie hielten und anschließend Fotos machten. Als Bilderbuch-Touristen zückten wir natürlich sofort unsere Fotoapparate. Ein wenig peinlich, da wir neben den richtigen Fotografen und Familienmitgliedern natürlich die Einzigen waren, die das taten. Kein anderer japanischer Tourist/Besucher hat ein Foto gemacht (und abgesehen von uns waren weit und breit nur Japaner). Was soll’s, man outet sich doch gern als verrückter Gaijin =D

Ganz cool war, dass noch eine Japanerin da war, die scheinbar Bilder von sich im Kimono hat machen lassen. Jedenfalls hat sie posiert und wir waren so frei einfach auch Bilder zu machen. Das Endprodukt kann sich sehen lassen. Wirkt fast als wäre man in der Zeit zurückversetzt...

Nachmittags kehrten wir zurück nach Hause, nur um erneut aufzubrechen. Jetzt wurde die Aeon Mall angesteuert, da wir noch einige Erledigungen hatten. Ein großer Spiegel sollte her und ein billiges Regal oder Abstelltischchen. Das hat auch ganz gut geklappt, das Einzige was nicht durchdacht war: wie sollen wir Fahrrad fahrend einen so großen Spiegel transportieren? Also den Spiegel tragend nach Hause gelaufen und anschließend wieder zur Aeon Mall zurück gelaufen, um das Fahrrad abzuholen. Nur damit es nicht so wirkt als wären wir total bedeppert: ursprünglich wollten wir noch zum etwas weiter entfernten Supermarkt fahren, daher fuhren wir mit den Fahrrädern. Allerdings warfen wir diesen Plan über Bord, da wir für heute genug getan hatten. Das musste ich auch abends merken. Ich war irgendwie so platt vom Wochenende, dass ich es nicht wie vorgehabt noch geschafft habe endlich mit meiner Vokabelliste anzufangen. Also wieder verschoben…

Es ist der 03. Oktober. Jeder normale Deutsche hat heute Feiertag und genießt einen freien Montag. Ach wie toll! Aber was macht die Jenny? Zur Uni gehen. Auch toll…

Die gute Laune stand mir heute wahrlich ins Gesicht geschrieben. Oder auch nicht. Nach der 1. Stunde haben sich allmählich meine Kopfschmerzen entwickelt, die den weiteren Tagesverlauf begleiten sollten. Noch dazu kommt, dass ich die ganze Nacht schlecht geschlafen habe und todmüde war. Prima Voraussetzungen für einen grandiosen Tag also. Es endete im Fiasko, denn meine Stimmung war am Boden. Immerhin habe ich in der Mensa 親子丼 (Oyakodon, besteht aus Reis, darauf Hühnchen und Ei) gegessen. Das wollte ich schon die ganze Zeit lang probieren.

Als ich endlich daheim war, habe ich mich erst einmal anderthalb Stunden ins Bett gelegt. Dann musste ich allerdings noch mal raus in den Supermarkt. Feststellung des Tages: es wird wirklich kälter in Kyôto, wie der Wetterbericht vorausgesagt hat. Als wir am Vorabend zum Supermarkt gefahren sind, war mir echt kalt. Keine Sonne am Himmel zu sehen, windig. Ich verfluchte mich kurz dafür, nicht meine ganz dicke Strickjacke angezogen zu haben. So oder so, der Tag war gelaufen. Immerhin gönnte ich mir zum Abendessen noch ein paar leckere Gyoza! Hoffentlich wird morgen ein besserer Tag ;-)