Offiziell Japanerin... !?

19Sept2011

Es ist der 16.09.2011, früh morgens, und drei Deutsche machen sich auf den Weg zum Ausländeramt um sich in das japanische Krankenversicherungssystem einzuschreiben und die Dokumente zur Bestätigung ihrer Adresse zu beantragen. Denn ist das getan, können wir endlich bei der Bank ein Konto eröffnen und ein Handy kaufen gehen! Aber vorerst hieß es auf zur Uni. Da wir etwas Zeit hatten, hetzten wir uns dieses Mal nicht allzu sehr ab auf dem Fahrrad. Jetzt hieß es wieder Orientierungstreffen. Merkt ihr? Orientierungstreffen über Orientierungstreffen… und hinterher wird man trotzdem nicht schlauer! Es wird kaum was richtig anschaulich geklärt, sondern nur die vorher ausgeteilten Informationen noch einmal auf Japanisch runtergerattert und mit ca. 1-3 Sätzen auf Englisch zusammengefasst, wobei die Hälfte der wichtigen Infos weggelassen wird. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob man es überhaupt besser durchblicken würde, wenn die Frau wenigstens wirklich englisch sprechen könnte…

Nach dem Orientierungstreffen hatten wir ca. 3-4 Stunden Freizeit und dachten uns „prima, auf geht’s zum Bankkonto eröffnen und dann ab zu McDonalds und uns dann an den Fluss setzen“… aber Pustekuchen! Musste natürlich alles wieder etwas stressiger werden als eingeplant! Man merke: ein Bankkonto in Japan zu eröffnen ist für Ausländer nicht gänzlich unproblematisch. Dazu kommt, dass wir im Endeffekt überhaupt keine Informationen dazu erhalten haben, wo und wie wir unser Bankkonto eröffnen sollen. Daher unternahmen wir es am Freitag auf eigene Faust und klapperten einige Banken nahe der Uni ab. Schnell stellte sich heraus, dass wir ein „Hanko“ brauchen würden. Das ist ein Namensstempel, den man in Japan für Unterschriften benutzt. Was nun? Extra einen Hanko anfertigen lassen, der unsere Namen in Katakana (japanische Silbenschrift, u.a. gebraucht zur Darstellung ausländischer Wörter) zeigt? Nein, es geht viel einfacher und kostengünstiger!! In der Mitsubishi-Bank sagte man uns wir könnten uns im nicht allzu fernen 100 Yen Shop einfach Hanko  mit einem japanischen Namen unserer Wahl kaufen XD Also nichts wie ab in die nächste Shoppinggasse (die übrigens total schön und typisch japanisch war <3) und Stempel kaufen!

Jetzt ists offiziell: mein neuer Nachname ist 黒田 (Kuroda, heißt zu Deutsch so viel wie „schwarzes Feld“ bzw. Schwarzfeld XD). So, dachten wir uns, endlich können wir unser Konto eröffnen. Da man bei der Mitsubishi-Bank merkwürdigerweise sein Konto per Post beantragen muss, was uns nicht lieb war, wollten wir lieber eines bei einer anderen Bank eröffnen. Dort wurde uns allerdings plötzlich eröffnet: man könne kein Konto erstellen, wenn man nicht bereits ein halbes Jahr in Japan wohnt. Wir fühlten uns etwas verarscht, blieben allerdings vorerst in der Bank, da wir nur hier die Kosten für unser Futon-Set bezahlen konnten. Leicht deprimiert überlegten wir danach was als nächstes zu tun sei. Im Endeffekt bezahlten wir erst einmal unsere Miete (das MUSS man, wie wir erfuhren, im Post Office machen… man wird hier wirklich hin und her gehetzt zum Bezahlen von anfallenden Rechnungen. Nichts kann man an einem Ort wirklich erledigen!). Also nach der nächsten Post gefragt und diese glücklicherweise schnell gefunden. Die Bezahlung erfolgte dann leichter als gedacht. Ein Manko: sowohl bei der Bezahlung der Miete, als auch des Futons mussten wir jeweils ca. 315 Yen Bearbeitungsgebühr (oder etwa sind er Art) bezahlen. Also gleich nochmal 6€ losgeworden. Super, das wird jetzt immer so sein, wenn wir was bezahlen müssen… Wir, frustriert und genervt, verzogen uns zu McDonalds. Ein lustiges Gefühl irgendwie, wenn man in Japan ist und zu McDonalds geht xD Als wir mit Essen fertig waren, hatten wir noch etwa eine Stunde bis zur Bibliotheksführung in der Uni. Immer noch etwas gestresst waren wir uns nicht recht sicher, was wir als nächstes tun sollten. Wir entschlossen uns jedoch noch die Kyôto Bank aufzusuchen. Und siehe da… es geht doch! Wir erstellten endlich unser Konto. Dazu füllten wir gefühlte 100 Zettel aus, nutzten unsere neue erworbenen Hanko (aber mal im Ernst: inwiefern ist es eine Unterschrift von mir, wenn da überall Kuroda steht!? o.O der Sinn von Hanko erschließt sich mir einfach nicht. Alle Menschen mit dem gleichen Nachnamen haben dieselben Hanko…) und erhielten nach einigem Warten endlich unsere Kontobücher =)

Anschließend besuchten wir die Bibliotheksführung, die nicht in der Bibliothek stattfand und total hirnrissig und einschläfernd war, und fuhren heim, nur um uns wieder auf den Weg zu machen. Diesmal, wie könnte es anders sein, zu Yodobashi Kamera um uns endlich Iphones zu kaufen. Mit im Gepäck hatten wir noch Kinga, die ebenfalls in unserem Wohnheim wohnt, und sich kurzerhand entschloss auch ein Iphone zu kaufen. Es war auch ganz gut, dass sie dabei war, denn die Gespräche rund um den Vertrag und die Bezahlung gestalteten sich doch wieder etwas schwieriger als geplant und Kinga schien sich von uns allen noch am besten auf Japanisch mit der Mitarbeiterin verständigen zu können. Nachdem der Kauf mehr oder weniger beschlossen war, saßen wir bestimmt weitere knappe 2 Stunden am Tresen und mussten erneut Dokumente ausfüllen, unsere Handynummer und Mailadresse auswählen, und, und, und. Das hat alles EWIG gedauert! Wir waren so gegen 18 Uhr im Yodobashi, aber unsere Iphones hatten wir erst gegen ca. 21:15 Uhr XD

Da es inzwischen so spät war, lohnte es sich für uns nicht mehr noch einmal heim zu fahren, da wir um 22 Uhr einen unserer Kommilitonen aus Frankfurt vorm Yodobashi treffen wollten, der uns übers Wochenende besuchen kam. Während wir draußen vor Yodobashi warteten, wurden wir dann noch von angetrunkenen Japanern vollgequatscht. Das war zwar recht unterhaltsam für den Moment, aber als dann Bengt kam, waren wir doch froh. Auf dem Weg zurück ins Wohnheim legten wir noch einen kleinen Stop ein um etwas zu essen. Und ich kann nur sagen mein Gyûdon (Schweinefleisch und Reis) für 290 Yen war super lecker! Es war auch so viel, ich habs nicht mal aufessen können. Und das zu dem Preis!

Naja, so neigte sich jedenfalls ein weiterer Tag dem Ende zu.