Regnerische Tage

19Sept2011

Für den 17.09. hatten wir geplant einen weiteren Freund zu treffen und zu fünft nach Arashiyama in den Bambuswald zu fahren. Gewisse andere Reiseziele standen wahlweise ebenfalls zur Debatte. In jedem Falle sollte es unser erster reiner Sight-Seeing-Trip werden, seitdem wir in Kyôto angekommen sind. Aber so sollte es natürlich wieder nicht kommen… erst kam Yuki nicht (später stellte sich heraus, dass er sich im Datum geirrt hatte) und dann wollte es einfach nicht aufhören zu regnen. Schlimm! Seit ich in Kyôto angekommen bin hat es so gut wie kein einziges Mal geregnet, aber Samstag natürlich fast den ganzen Tag. So war es unmöglich mit dem Fahrrad (oder wahlweise anderen Verkehrsmitteln) nach Arashiyama oder sonst wohin zu fahren, da es nicht sonderlich angenehm gewesen wäre draußen herumzulaufen. Also wurden mal wieder alle Pläne über Bord geworfen und Yodobashi Kamera zum Ausflugsziel des Tages gemacht. Wir haben ein bisschen alle Geschäfte erkundet und etwas gegessen, bevor wir uns im strömenden Regen auf den Heimweg begaben. Ich kann nur sagen: Fahrrad fahren mit Regenschirm in der Hand ist bei dem Wind äußerst spannend… Unser schöner Ausflug zunichte gemacht. Welch gute Laune… aber immerhin sollte sich der Tag am Abend noch einigermaßen zum Guten wenden.

Gegen 22 Uhr stießen Dodo, Jana und ich im Izakaya zu Bengt und zwei Japanern. Von hier an begann ein lustiger Abend. Wir aßen viel, tranken und lachten. Irgendwie verständigten wir uns gut, trotz unseres eingeschränkten Japanisch (^-^). Als es fast Mitternacht war, verließen wir als letzte Gäste das Lokal. Nach einigen Überlegungen und Umdisponierungen entschlossen wir uns noch ein wenig an den Fluss (der, an dem wir immer mit dem Fahrrad entlang fahren) zu setzen. Hier, wie auch in der Innenstadt, trieben sich viele jüngere Leute herum. Auch das Wetter war gut, nicht zu warm und nicht zu kalt, um draußen zu sitzen. Es war meines Erachtens sogar zu warm um eine Strickjacke anzuhaben. Alles in allem war es ein sehr entspannender Abend, der endete, als wir uns nach 2 Uhr endlich auch den Heimweg machten und uns am Wohnheim von den Japanern verabschiedeten. Da ich letztendlich erst nach 3 Uhr im Bett war, war ich am nächsten Morgen total tot.

Sonntag sollte ein ruhiger Tag werden. Nachdem ich spät aufgestanden war, verabredeten wir uns um gegen 14 Uhr den Tempel gegenüber, den wir bis dahin immer noch nicht besucht hatten, anzusehen. Wie ich bereits erwähnt habe, scheint dort eine Art Fest im Gange zu sein, da überall viele Fahnen und Flaggen hängen, die von einem 750. Jubiläum sprechen. Dementsprechend ist es, seitdem wir hier angekommen sind, in den letzten Tagen dort immer recht voll gewesen. Mir scheint so, als ob sogar diverse Reisebusse mit Japanern, die den Tempel besuchen, ankommen. Der Tempel ist recht schön, wir waren sogar rechtzeitig dort um eine Art Gebet zu hören. Um das Innere des Tempels betreten zu dürfen, muss man allerdings vor der Tür seine Schuhe ausziehen. Wir machten einige Fotos hier und da und erkundeten auch das restliche Gelände. Das letzte Bild zeigt den Blick durch eines der Eingangstore auf unser Wohnheim =)

Anschließend beschlossen wir noch durch die engen Gassen zu dem anderen Tempel zu gehen, der unserem angehört (ich wohne gegenüber vom westlichen Honganji-Tempel, aber nicht allzu weit entfernt befindet sich der östliche Honganji-Tempel). Besonders schön fand ich, dass man vom östlichen Tempel aus tolle Bilder machen kann, in denen sowohl der Tempel als auch Kyôto Tower zu sehen ist =)

Nach unserem nachmittäglichen Tempelbesuchen und Spaziergängen, ruhten wir uns etwas aus, bevor wir Bengt zum Bahnhof brachten. Ein Erlebnis, dass einem als Ausländer wohl öfter in Japan passieren kann, hatten wir dort auch. Wir betraten in der unterirdischen Bahnhofspassage ein Ramen-Restaurant, da Bengt vor seiner Fahrt noch etwas essen wollte. Von einem der Mitarbeiter wurden wir zu einem Tisch im hinteren Bereich des Restaurants geführt. Am Tisch nebenan saß ein Japaner etwa mittleren Alters. Der schien allerdings nicht sonderlich erfreut darüber zu sein plötzlich neben "Gaijin" („Ausländern“) sitzen zu müssen. Glauben wir zumindest. In jedem Fall ergriff der Mann die Flucht nach vorne. Kaum saßen wir etwa 1-2 Minuten in seiner Nähe, fragte er einen der Mitarbeiter ob der Platz vorne am Tresen, auf den er deutete, denn noch frei sei. Sobald der Mitarbeiter dies bejaht hatte, verließ der Japaner eilig seinen Platz und setze sich von uns weg.

Nachdem wir uns von Bengt verabschiedet hatten, trafen wir uns mit Jana um noch ein bisschen im Yodobashi zu bummeln. Das sind die Momente in denen ich Japan liebe, weil die Geschäfte sonntags aufhaben <3 und weil sie überhaupt tagsüber länger aufhaben <3 Im obersten Geschoss, in der hauptsächlich Restaurants sind, gibt es auch einen großen Buchladen, in dem ich mein Unwesen trieb und den ich sicher noch öfter aufsuchen werde.

Montag der 19. September ist dieses Jahr ein nationaler Feiertag in Japan. Der dritte Montag im September ist nämlich der Tag an dem die Alten geehrt werden (敬老の日). Für diesen Tag hatten wir keine besonders spannenden Pläne, wollten jedoch uns auf die Suche nach einem billigen Supermarkt machen, der uns von Japanern empfohlen wurde. Wie ich bereits berichtete, sind die meisten Lebensmittel hier sehr teuer. Vor allem die Supermärkte in denen wir bisher waren, bestätigten dieses Image. Bevor wir jedoch den Supermarkt fanden, stießen wir auf unserer Fahrradtour unerwartet auf den 東寺 (Tôji) Tempel!! Besonders schön ist das fünfstöckige Pagodentürmchen. Kurz entschlossen stiegen wir von unseren Fahrrädern und erkundeten ein wenig das Gelände. Es war sehr viel los und eine Art Schulklasse schien einen Tanz einzuüben. So oder so war es ein willkommener Zeitvertreib und wir schauten uns alle Bereiche der Anlage an, die man ohne Eintritt zu zahlen besichtigen konnte.

Als wir weiterfuhren, fanden wir ohne Problem den Supermarkt. Und siehe da… es war wirklich um einiges billiger als in den anderen Supermärkten! Wir werden dort also sicher noch öfter hinfahren, auch wenn es nicht direkt auf unserem Weg liegt. Was heute noch zu tun bleibt, ist sich mit der Kurswahl ein weiteres Mal auseinanderzusetzen. Morgen beginnt offiziell die Einwahl und es wird bekannt gegeben in welcher der zwei Klassen man fortan Unterricht haben wird. Es wird sicher wieder eine ereignisreiche Woche!