Von Kaufräuschen, Klima und Komplikationen

13Sept2011

Es ist der 09. September 2011: Mein erster richtiger Tag in Japan. Um 09:00 Uhr fand wie geplant das – im Nachhinein – kurze Orientierungstreffen an. Herr Satô und Frau Mori erklärten uns noch einmal alle das Wohnheim betreffende Regeln. Vom Briefkasten bis hin zur Müllentsorgung, Parken eines Fahrrads im Innenraum, den Gemeinschaftsräumen mit Kühlschrank, die Waschmaschine im Keller, der Internetzugang, Bezahlung des Zimmers, usw. Mal wieder alles in Japanisch natürlich :P Daran sollte man sich lieber so schnell wie möglich gewöhnen, denn es ist schwer hierzulande Menschen zu treffen die wirklich gutes und vor allem verständliches englisch können. Das sollten wir auch im weiteren Verlauf des Tages immer wieder erneut feststellen. Glücklicherweise bin ich allmählich Expertin im Verstehen von japanisch, doch am selber sprechen hakt es etwas.

Nach der kurzen Unterweisung nahmen wir uns vor sofort loszuziehen um einige notwendige Anschaffungen zu machen. Ich kann nur sagen wir waren den ganzen Tag auf den Beinen! Auf der Suche nach Elektronikgeschäften, 100 Yen Shops, Supermärkten, Drogerie, etc. Bei Yodobashi Kamera (ein großes Elektronikgeschäft) beispielsweise waren wir mehrmals. Wir mussten ab und zu nach Hause laufen um unsere Sachen abzuladen. Alles was wir brauchen konnten wir jedoch noch nicht besorgen. Meine Füße haben wirklich wehgetan gestern Abend! Ich würde sagen die Gegend rund um den Kyôto-er Bahnhof kennen wir inzwischen so gut wie unsere Westentasche.

Bilder: Bahnof, Kyôto Tower, Yodobashi Kamera, Kitsune Udon

Gegen Mittag machten wir einen schwerwiegenden Fehler – zumindest vor allem in Janas und meinem Fall. Wir nahmen unsere Laptops mit, da wir nach dem Mittagessen zu Starbucks gehen wollten um dort das Internet zu nutzen. Leider dauert es nämlich noch einige Tage bis wir in unseren Zimmern das Internet benutzen können werden. Das Mittagessen – ich habe Kitsune udon gegessen (was das mit einem „kitsune“ („Fuchs“)  zu tun hatte ist mir schleierhaft) – war lecker und kostengünstig. Ich wollte es ja alles aufessen, aber ich konnte nicht. Obwohl ich nicht gefrühstückt hatte! Ich sage nur das Wetter in Kyôto macht mich alle. Ich laufe den ganzen Tag rum wie eine halbrote Tomate, es ist heiß, die Luft ist irgendwie total stickig und ich bin nahe dran für ein „shaved ice“ oder sonst was Kühles oder was zum Trinken (bitte erfrischend… mit viel Kohlensäure!) töten zu wollen =D Ich fühlte mich ab und zu leicht erschöpft und jeglicher Energie beraubt. Man kann das nicht mit deutschem Wetter vergleichen. Obwohl es momentan nur noch so 30 Grad sind, ist es die Hölle. Wobei ich es trotzdem recht gut überlebt habe, man gewöhnt sich an alles. Immerhin war es in den Läden immer richtig schön kühl – mein Dank gilt dem Erfinder der Klimaanlage!! Mein weiterer Dank gilt dem leckeren Frapuccino aus dem Starbucks. Ja, dort saßen wir mit riesigen Frapuccinos und wollten das Internet für unsere Zwecke ausschlachten. So war es geplant. So kam es aber nicht. Denn das Internet wollte einfach nicht (im Nachhinein erfuhren wir es funktioniert dort scheinbar nur für softbank-Internetuser). Wir mussten aufgeben und würden später Plan B „wo ist das nächste Internetcafe“ verfolgen. Nach unserem missglückten Versuch waren wir weiter unterwegs, es war etwa 18:00 Uhr und es begann bereits dunkel zu werden, und erledigten einige Einkäufe. Mein Arm tat mir schon allein von meiner Laptoptasche weh. Stundenlang sind wir rumgelaufen, hinterher hatte ich alle Hände voll und dachte meine Arme fallen bald ab. Als wir nun wieder alles abgelegt, kurz unsere Einkäufe ausgepackt und pausiert hatten, begann gegen21:00 Uhr unsere Suche nach einem Internetcafe. Wir hatten nach einer erfolglosen Suche schließlich am Bahnhof bei der Touristeninformation danach gefragt. Dorthin wollten wir nun also gehen. Auf dem Weg dorthin begegneten wir einer  Kanadierin, die wir am Morgen beim Orientierungstreffen kennen gelernt hatten und die auch für ein Jahr in Kyôto sein wird. Schließlich fanden wir das erste Internetcafe. Der erste Schock: das Internet kostet 100 Yen (entspricht etwa einem Euro) für 10 Minuten, sprich wir wären schnell einiges Geld losgeworden. Eine Beitrittsgebühr von 200 Yen gab es auch noch zu bezahlen. Das war uns zu teuer und wir suchten nach dem 2. Internetcafe, von dem die TI uns berichtet hatte. Dieses verlangte wenigstens für 15 Minuten nur 120 Yen. Eine Beitrittsgebühr für die Mitgliedschaft war jedoch auch hier benötigt. Ohne eine andere Wahl entschlossen wir uns zumindest eine halbe Stunde das Internet zu nutzen um unsere Emails checken und nach zu Hause schreiben zu können.

Diverse Komplikationen hatten wir während des gesamten Tages zu bekämpfen. Eines unserer wichtigsten Tagesziele war es sich ein japanisches Handy zu kaufen (ausländischer Handys funktionieren kriegen hier kein Netz). Wir also bei Yodobashi Kamera in der Handy-Abteilung und kämpfen uns erst einmal auf Japanisch mit dem Verkäufer über mögliche Verträge und Prepaid-Handys durch (englisch konnte der werte Herr natürlich nicht wirklich… natürlich sind wir in Japan um japanisch zu sprechen, aber bei so wichtigen Einkäufen würde man dann doch lieber ganz genau verstehen was gesagt wird und seine Fragen klar und deutlich formulieren können). So oder so waren wir schließlich soweit uns mehr oder weniger entschlossen zu haben. Für den günstigen Vertrag mussten wir uns nur noch ein Handy aussuchen. Dann allerdings erfuhren wir, dass wir 1. Natürlich unsere japanische Adresse angeben müssen (die wir uns blöderweise nicht aufgeschrieben hatten und ich sage euch die verfluchte Adresse ist sau lang, aber über das japanische Adressensystem rege ich mich lieber ein anderes Mal auf…) und 2. braucht man seinen Ausländerausweis dafür und den haben wir noch nicht erstellen lassen, da das erst nächste Woche im Rahmen des Orientierungsprogrammes der Uni für ausländische Studenten auf dem Plan steht. Also konnten wir kein Handy kaufen. Das verschwierigte eine weitere Situation. Um unser Internet für das Zimmer zu erhalten müssen wir einen Zettel ausfüllen, auf dem wir ebenfalls unsere Handynummer angeben sollten. Hieß also für uns: kein Handy, also kein Internet beantragen können!? Oh nein, dann würde es noch länger dauern bis wir endlich Internet haben. Im Verlauf des Tages jedoch stolperten wir zufällig über einen Nasic Net Laden (unser Internet würde von Nasic Net sein) und entschlossen uns kurz hinein zu gehen. Die Japanerin dort war sehr nett und wir erklärten ihr, dass wir Austauschstudenten seien und noch kein Handy haben, aber das Internet gerne sofort beantragen würden. Im Endeffekt sagte sie es sei kein Problem und somit konnten wir es direkt vor Ort beantragen ;-) Wir waren wirklich erleichtert und froh den Shop gesehen zu haben.

Der erste Tag in Japan: ein Abenteuer für sich! Und es geht weiter. Trotz der Wetterbedingungen und Eingewöhnungsphase gefällt es mir insgesamt sehr gut hier. Es ist eigentlich genau wie ich es mir vorgestellt habe. Dass das Klima mir zusetzen würde, war mir schon vorher bewusst. Wir haben von Kyôto bisher nur den Bereich um unser Wohnheim und den Bahnhof kennen gelernt, aber dieser hat definitiv ein typisch japanisches Flair und gefällt mir sehr gut.