Kiyomizu-dera und andere Ereignisse

02Nov2011

Montag, übrigens Halloween, ereignete sich ohne große Überraschungen. Nach meiner ersten Stunde verbrachte ich die Freistunde wie immer mit Martine im Café. Wie immer kam auch noch Naoto und später kam eine weitere Japanerin dazu, die ein deutsches Witzebuch dabei hatte. Ich glaube wir haben im Endeffekt knapp eine halbe Stunde da drin gelesen. Das muss mich wohl irgendwie aufgeweckt haben, denn die 3. Stunde, die mir sonst immer so unglaublich schwer fällt montags, war an diesem Tag sogar einigermaßen erträglich. Zumindest längst nicht so schlimm, wie ich es in den vorherigen Wochen empfunden hatte.

Nach dem Unterricht machte ich mich auf zum Verwaltungsamt zuständig für Einwanderer. Wie ich kürzlich erfahren hatte, kann man hier ganz einfach seine Arbeitserlaubnis holen, die man braucht um rechtmäßig einen Nebenjob annehmen zu dürfen. Beim zuständigen Amt muss man lediglich einen Zettel über die eigene Person ausfüllen und seinen Reisepass, Ausländerausweis und Studentenausweis kurz abgeben und knapp 10 Minuten warten. Dann erhält man seine Ausweise zurück und in meinem Reisepass klebt nun ein neuer Sticker. Dieser erlaubt es mir bis zu 28 Stunden in der Woche zu arbeiten (natürlich soll man sich eigentlich auf sein Studium konzentrieren). Weitere Bestimmungen und Einschränkungen, wie das man nicht im Nachtleben arbeiten soll, gibt es allerdings auch. Insgesamt kann man die Arbeitserlaubnis also recht schnell und einfach bekommen. Da frage ich mich doch wieso einem das in der Uni nicht gesagt wird. Dort wird einem nämlich weiß gemacht man müsse es in der Uni beantragen (oder sagen wir es mal so: von anderen Möglichkeiten wird einem nichts erzählt). Nur auf viel komplizierte Weise. Die Unterlagen dürfen nur zu bestimmten Tagen eingereicht werden (einmal drei Termine Anfang des Monats und einmal drei Termine gegen Mitte/Ende des Monats). Die Unterlagen beziehen sich hier auch noch auf mehr Dokumente, als man dafür im Amt benötigt. So muss u.a. eine Kopie aller registrierten Kurse mit eingereicht werden. Was ich aber so ziemlich am Unverschämtesten finde, ist dass man seinen Reisepass für diese Prozedur ca. 2 Wochen bei denen abgeben muss, bevor man seine Arbeitserlaubnis erhält. Was soll dieser Quark, wenn man es im Amt direkt nach zehn Minuten wieder in die Hand gedrückt bekommt!?...

Dienstag war ein guter Tag. Es war nun endlich der November gekommen und das schöne rote Herbstlaub, das bei den Japanern so beliebt ist, wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Mein Unterricht am Dienstag verlief mehr oder weniger wie immer. Einzig amüsant war die 1. Stunde in der wir nun jeder eine Rede (unsere Selbstvorstellung) halten müssen. Das war bei den meisten auch eher weniger spektakulär, aber einer meiner taiwanischen Klassenkameraden  hatte eine Ukulele dabei. Nach seiner Vorstellung kam es irgendwie dazu, dass er ein Lied spielen sollte, also tat er das auch. Und singen tat er gleich auch noch dazu! Ich dachte ich bin in einem Konzert gelandet XD Die Stimmung war automatisch auf Hochtouren, Kaoru hinter mir summte schon mit (scheinbar war es ein bekanntes taiwanisches Lied). Ich sah einige Hände in die Höhe gehen, also machte ich direkt mit beim Schunkeln. Es war schade als es vorbei war… aber nicht zu früh traurig sein. Denn am Ende aller Vorstellungen, da wir noch so viel Zeit hatten, wurde nach einer Zugabe geschrien und der liebe Klassenkamerad war nur allzu gerne bereit eine zu geben. Diesmal sogar ein japanisches Lied. Ich kannte es sogar! Diesmal war also ich es, die mitsummte bzw. leise mitsang (^-^).

Nach dem Unterricht verbrachte ich noch etwas verbleibende Zeit in der Mensa und am Fluss, bevor ich mich mit den zwei Japanerinnen aus meiner Projektgruppe treffen würde. Das lief dann auch um einiges lustiger ab, als ich dachte. Ursprünglich war ich mir unsicher, was ich überhaupt genau mit ihnen machen sollte, da mir noch genaue Angaben zur Projektplanung fehlen. Aber Kanako und Yukina schienen auch mehr auf Freizeit aus zu sein und da keiner wirklich wusste was werden soll und uns genauere Vorgaben fehlten, kam kurzerhand einer meiner bisher besten Tage in Japan zustande. Kaum waren wir in Yukinas Wohnung angekommen, blickte ich aus dem Fenster und fing plötzlich an über den 清水寺 Kiyomizu-dera zu reden, einen berühmten Tempel, den ich nach wie vor noch nicht besucht hatte. Das nahmen die Zwei plötzlich zum Anlass vorzuschlagen, dass wir jetzt dorthin gehen, da es nur 20 Minuten zu Fuß seien. Gesagt, getan. Plötzlich liefen wir schon los. Auf dem Weg dorthin gingen wir durch Gion und kamen vorerst an einem weiteren Tempel namens 建仁寺Kennin-ji an. Auch dort legte ich natürlich eine kurze Fotosession ein (Gott sei Dank hatte ich an diesem Tag schlauerweise meine Kamera mitgenommen!).

Ein total knuffiger Pagoden-Turm kam uns auf dem Weg auch noch entgegen.

Außerdem gab es mal wieder niedliche Gassen mit vielen Souvenirläden. Diesmal gab es auch unglaublich viele tolle Läden, in denen man Süßigkeiten und sonst was probieren konnte. In einem Laden haben wir uns einige Minuten aufgehalten und die ganze Zeit gegessen und nebenbei kostenfrei den Tee zum Probieren getrunken. Das war schon einmal eine gute Einstimmung.

 Dann ging es endlich auf zum Kiyomizu-Tempel. Obwohl es unter der Woche und kaum nachmittags war, war es ziemlich voll. Aber wir hatten unseren Spaß, der Tempel ist auch sehr hübsch und der Eintritt war billiger als beim Ginkaku-ji. Juhu! Ich habe mir auch ein O-mikuji, so eine Art Orakel über sein zukünftiges Leben, gekauft. Das läuft etwas lotteriemäßig ab, indem man eine Schachtel schüttelt aus der dann ein Stab kommt. Der Stab hat eine Nummer und jede Nummer ist einer Wahrsagung zugeordnet. Ich habe ein O-mikuji mit der Aufschrift „Segen“ gezogen. Das ist so ziemlich mittelmäßig (es gibt verschiedene Abstufungen davon wie gesegnet oder verflucht man ist…). Also naja, es hätte schlimmer kommen können XD Ich müsste mir jetzt nur einmal die Zeit nehmen genau zu studieren, was sonst noch alles auf meinem O-mikuji steht. Da ist ein ziemlich langer Text drauf und ich war bisher zu faul es mir zu übersetzen. Das Einzige was etwas schade am Besuch im Kiyomizu-dera war, sind die Bauarbeiten, die dort wohl erfolgen. Zumindest konnte man den Steg, von dem man eigentlich super schöne Bilder von dem Hauptgebäude machen kann, nicht betreten, auch der richtige Aussichtspunkt war nicht betretbar. Trotzdem habe ich ein gutes Plätzchen gefunden, um ein übersichtliches Foto zu schießen.

Auf dem Rückweg ging es weiter durch die hübschen Gassen und durch den Yasaka-Schrein, den ich bisher nur einmal bei Nacht gesehen hatte. Das war insgesamt schon mal ein toller Sightseeing-Ausflug! Darf ich es noch mal erwähnen? – ich liebe Japan!!!! Es ist so wunderschön hier in Kyoto…

Als nächstes stand Einkaufen auf dem Plan, dann wir wollten später gemeinsam  Okonomiyaki machen. Allerdings konnten sich Kanako und Yukina nicht so ganz entscheiden was sie eigentlich wollten. Im Endeffekt hatten wir auch noch Zutaten um noch Soba und Yakiniku zu machen. Von dem vielen Probieren war mein Magen immer noch recht voll und den Beiden ging es ähnlich, also verbrachten wir erst einmal einige Zeit mit Gequatsche. Hier sogar teilweise zu Themen, die später für das Projekt von Gebrauch sein werden. Ich war so froh endlich mal so viel Japanisch sprechen zu können. Ich glaube ich habe bisher noch nie so viel Japanisch an nur einem Tag gesprochen. Die Beiden lernen zwar auch Deutsch, aber da sie es noch nicht so gut können, liefen alle richtigen Gespräche auf Japanisch. Irgendwann kamen wir dann schließlich zum Essen und ich kann nur sagen ich hab mir so den Magen vollgeschlagen. Erst das ganze Okonomiyaki, dann das restliche Fleisch, dann haben wir noch Yakisoba gemacht. Ich war echt tot! Aber es hat sehr gut geschmeckt und jetzt weiß ich auch genau wie ich mir selber mal sowas wie Yakisoba oder  Okonomiyaki ganz einfach machen kann ;-) Ursprünglich hatte ich geplant um 21 Uhr zu Hause zu sein, um ein Drama zu gucken… allerdings war die Zeit schnell vorangeschritten und so richtig wollten wir uns auch noch nicht trennen. Außerdem fehlte uns eindeutig noch ein Nachtisch! Also neuer Plan: gemeinsam Drama gucken und schnell vorher noch Eis im Kombini kaufen. Ich sag ja, es war ein guter Tag! Später quatschten wir noch eine Stunde, dann fuhr ich nach Hause. Dort kam ich gegen 23:15 Uhr an und war gut gelaunt, aber auch ziemlich geschafft.

Mittwoch musste ich natürlich wieder zur ersten Stunde in die Uni. Der Unterricht ging aber glücklicherweise relativ schnell rum und sobald der erlösende Gong erhallte, hieß es für mich auf zum Yodobashi um die neue Single von Arashi zu kaufen. Es waren sogar nur noch zwei CDs da, als ich ankam (o.O). Gut, dass ich mich extra beeilt hatte. Das nächste Mal bin ich sowieso schlauer, mache es wie die meisten Fans, und bestelle es mir im Geschäft im Voraus, dann brauche ich nicht hetzen. Insgesamt wurde der Mittwoch für mich zu einem Tag der Hausarbeit. Ich war beim Supermarkt (und habe mir nebenbei auch gleich Okonomiyaki-Pulver, Soße, etc. für mein baldiges Experiment gekauft… dieses wird vermutlich am Donnerstag stattfinden!) und habe meine Wäsche gewaschen. Selbst Hausarbeit ist anstrengend. Der billige Supermarkt ist so weit weg, dass man erst mal ca. 15-20 Minuten mit dem Fahrrad hinfahren muss und andauernd aus dem 4. Stock in den Keller laufen, wo die Waschmaschinen und der Trockner stehen, ist genauso nervig. Das war genug Arbeit für einen Tag ;-)