Ôsaka und der Kyotanabe-Campus

25Okt2011

Für Samstag den 22. Oktober war das Jidai-Matsuri angesetzt. Bei dem Jidai-Matsuri gibt es normalerweise einen Festmarsch von in traditioneller Kleidung (aus verschiedenen Zeitperioden) kostümierten Japanern vom Kaiserpalast zum Heian-Schrein. Das hatten wir uns natürlich angucken wollen, allerdings fiel die Sache buchstäblich ins Wasser, da für den Tag starker Regen angesagt worden war und das Jidai-Matsuri von der Stadt kurzerhand auf den nächsten Tag verlegt wurde. Das passte mir aber ganz und gar nicht, da ich am Sonntag vorhatte nach Ôsaka zu fahren. Im Endeffekt wurde der Samstag dann ein eher gemächlicher Tag, an dem ich bis auf einen kurzen Einkauf (und einen abendlichen Kombini-Besuch im strömenden Regen) nicht weiter aus dem Haus ging. Allerdings hatte es eigentlich erst gegen Nachmittag angefangen richtig zu regnen. Davor waren bloß ein paar dunkle Wolken am Himmel zu sehen, insofern hätten sie das Matsuri eigentlich normal veranstalten können… aber naja, hinterher ist man immer schlauer.

Am Sonntag machte ich mich früh auf nach Ôsaka, wo ich mich mit einer Freundin treffen wollte. Das verlief auch alles mehr oder weniger nach Plan und so verbrachte ich meinen Sonntag mit viel Herumgelaufe in irgendwelchen Einkaufshäusern, CD-Läden und Shopping-Gassen, einem Besuch bei dem TV-Sender MBS (da sind total süße Maskottchen auf dem Gebäude),  Essen (Okonomiyaki und Omurice), Purikura machen und natürlich auch viel Karaoke singen. Alles in allem ein ziemlich schöner Tag, wenn auch am Himmel die ganze Zeit bedrohlich dunkle Wolken über uns hingen.

In Ôsaka ist mir mal wieder aufgefallen wie anders doch die Atmosphäre in Kyôto ist. Ôsaka ist so laut und verwirrend. Kyôto fühlt sich viel schleichender, ruhiger und irgendwie schon so gewohnt an. Es ist daher allerdings auch um einiges langweiliger in Kyôto... An diesem Tag kam ich erst nach 22 Uhr wieder nach Hause und entdeckte dort, das Päckchen von meiner Mutter mit toller Milka-Schokolade aus Deutschland! =D Sowas hebt natürlich die Stimmung ;-)

Insgesamt hat sich der Sonntag total kurz angefühlt und somit saß ich plötzlich schon wieder in der Uni. Mal wieder einer dieser Montage, an denen man sich lieber im Bett vergraben würde. In meiner Freistunde habe ich erst einmal meine ganzen überflüssigen Kurse abgewählt… endlich! Das war dann aber auch schon mehr oder weniger das einzig wirklich erzählenswerte, das an diesem Tag passiert ist. Wobei die Freistunde schon insgesamt recht amüsant war. Ich saß mit Martine, zwei Koreanern und Naoto in der Cafeteria und da die Koreaner irgendwie ziemlich abgedreht waren, war es sehr unterhaltsam.

Am Dienstagmorgen hatten wir im Konversationskurs nun die Aufgabe unsere Reden vorzubereiten und zu üben. Wie ich wohl schon erwähnt habe, müssen wir in diesem Semester zweimal eine Rede vor unser Klasse (und ggf. einigen japanischen Freiwilligen) halten. Zu unserer Übungsstunde heute sollten ebenfalls japanische Studenten kommen, das kamen sie auch, allerdings nicht genügend für alle. So hatten einige von uns einen zugeteilten japanischen Partner (es wurde gelost) und einige nicht. Glücklicherweise hatte ich Yurika, die sehr nett war und mir mit meinem Essay bei einigen Änderungen geholfen hat. Die Rede, die wir halten müssen ist im Prinzip eigentlich nämlich nur unser Essay über die Selbstvorstellung, die wir bereits in der ersten Uniwoche schreiben und später teils noch verbessern mussten. Yurika scheint Interesse daran zu haben ihr Englisch aufzubessern, wobei ich ihr natürlich gerne behilflich sein werde, und so wurde gleich die Möglichkeit geschaffen einen weiteren japanischen Kontakt aufzubauen und Facebook-Details ausgetauscht. Mission erfolgreich ;-) Nach einer weiteren Unterrichtsstunde stand mein Trip zum Kyotanabe-Campus zusammen mit zwei weiteren Deutschen an. Der Kyotanabe-Campus ist ein weiterer Campus der Dôshisha an dem hauptsächlich Studenten im 1. und 2. Unijahr studieren müssen und er befindet sich am Arsch der Welt. Der Campus befindet sich fast schon in Nara… auf jeden Fall reicht außerhalb  von Kyoto und so machten wir uns schnell auf den langen Weg, da wir um 13:30 Uhr von einigen japanischen Studenten, die Deutsch lernen, erwartet wurden. Wir helfen ihnen nämlich bei einem Video-Projekt, dass sie im Rahmen ihres Deutschunterrichts machen müssen. Die Fahrt zum Campus verlief mit Umsteigen und endete mit einem Fußmarsch den Berg hinauf. Ich war echt überrascht wie –vergleichsweise – „einödisch“ es hier aussah. Zumindest merkt man, dass man nicht mehr direkt in Kyoto war und man hatte auch einen einwandfreien Blick auf die nahen Berge.

Der Kyotanabe-Campus an sich ist aber echt hübsch! Und riesig!!!  Dabei habe ich scheinbar nur ein Drittel davon etwa gesehen (ein Großteil besteht wohl noch aus den ganzen Sportplätzen, man kann auf diesem Campus scheinbar als Clubaktivität sogar Reiten… man kann hier alles machen!), aber allein dieses Drittel scheint mir größer als der Imadegawa-Campus. Das war irgendwie erschreckend. Nach wie vor erinnern mich diese vielen roten Backsteinbauten der Dôshisha so an Europa, dass ich mich manchmal gar nicht so fühle als wäre ich in Japan. Man fühlt sich direkt heimisch (^-^).

Unser Empfangskomitee von knapp 10 japanischen Studenten war sehr nett und nach einer kurzen Vorstellungsrunde auf Deutsch ging es in eine der scheinbar zahlreichen Mensen. Wie uns gesagt wurde sei dies allerdings die, die am meisten „oshare“ (sprich stylish) sei. Das Essen hat zumindest auch sehr gut geschmeckt. Beim Mittagessen beredeten wir also – teils in einem Mix aus Japanisch und Deutsch - ein paar Sachen über das Projekt und teilten Gruppen ein, immer ein Deutscher und zwei Japaner (zwei weitere Deutsche sollen bei dem Projekt helfen). Ich habe per Los zwei Japanerinnen zugeteilt bekommen. Insgesamt wird das glaub ich ganz lustig, für das Projekt stehen auch einige gemeinsame Aktivitäten an, wie z.B. eine Nabe-Party (Nabe ist so was ähnliches wie Eintopf) =D Apropos Nabe! Wenn alles nach Plan läuft, werde ich nächste Woche zum ersten Mal eine solche Nabe-Party mit Kaoru und den zwei Japanerinnen, die wir beim Volunteer-Treffen kennen gelernt haben, machen. Das wird sicher toll!