Stammtisch und Klassentreffen

29Okt2011

Am 26. Oktober gab es eigentlich keine interessanten Vorfälle. Ich hatte lediglich Unterricht, aß anschließend mit Martine und gefühlten zehn Millionen anderen Austauschstudenten total gequetscht an einem Tisch in der Mensa. Danach traf ich mich noch mit Dodo, Jana und zwei Japanerinnen, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Ein Rückweg bei dem ich noch beim Supermarkt Halt machen wollte. Das verlief auch alles nach Plan, aber anschließend immer vollbepackt nach Hause zu fahren ist echt anstrengend… ich bin auch irgendwie durch die lustigsten Minigassen gefahren, in denen ich noch nie vorher war. War sehr amüsant. Am Mittwochabend ergab sich dann allerdings der erste Stress, da es plötzlich hieß ich müsse sobald wie möglich meinen Nachtbus nach Tokyo buchen und ggf. auch die Rückfahrt. Es gab ein ewiges hin und her an Korrespondenz und leichter Verwirrtheit. Da ich mich nicht im Stande fühlte allein alles zu Buchen, wendete ich mich direkt mit einem Hilferuf an Kayuki, die mir versprach am Donnerstag alles mit mir zu erledigen. Juhu! =)

Der Donnerstagmorgen begann eigentlich ganz gut. Auf meinem Fußweg zum Shinmachi-Campus fand ich 110 Yen (1€) auf der Straße (am Dienstag hab ich übrigens 50 Yen gefunden… einen weiteren Gewinn machte ich am Donnerstag beim Essen in der Mensa, da die Frau an der Kasse scheinbar etwas hohl war oder einfach nicht aufgepasst hat. Ich hatte Katsu Curry auf meinem Teller, aber sie hat mir Curry Rice abgerechnet und Curry Rice ist 100 Yen billiger =D Ein glücklicher Tag…. lol). Nach meinem Unterricht in der 1. Stunde machte ich mich direkt auf zur Bank. Ich wollte die Rechnungen für die japanische Krankenversicherung bezahlen, musste dafür aber erst einmal Geld abheben. Da ich das inzwischen nun schon einmal gemacht hatte, war es gar nicht mehr so verwirrend. Als ich mein Geld hatte ging es also ab an den Schalter. Auch hier lief alles nach Plan, ich kam sogar mit der Bankangestellten zurecht, als sie mir von der Möglichkeit erzählte seinen Fingerabdruck registrieren zu lassen. Wenn man das macht, muss man beim Geld abheben nicht nur sein Passwort eingeben, sondern auch immer einen Fingerabdruck abgeben. Sie hat ungefähr 10mal erwähnt wie viel höher die Sicherheit dadurch werde. Da ich etwas unter Zeitdruck stand (ich wollte mich gleich mit Kayuki treffen um zu Buchen), habe ich das Ganze erst einmal abgewehrt, allerdings schon die nötigen Unterlagen erhalten. Man kann es jederzeit einrichten, somit ich es womöglich wann anders machen. Ich traf mich also mit Kayuki. Erst einmal wollte ich in dem Mensa-Gebäude unten in den Shop gehen, in dem man allerhand machen kann (Briefmarken kaufen, Kino-Karten, Reisen buchen, etc.). Kayuki hatte sich scheinbar vorher schon kurz im Internet informiert und einige billige Angebote für den Nachtbus gefunden. Da es billiger war, als was im Laden angeboten wurde, ging ich kurzerhand mit Kayuki zu ihrem Lern-Raum (scheinbar kriegen an der Dôshisha alle Master-Studenten und Doktoranten so eigene Räumlichkeiten, wo sie den ganzen Tag in Ruhe lernen können). Dort buchten wir am Computer einen Nachtbus für nur 2950 Yen! Echt toll. Der Bus (ich habe einen Bus nur für weibliche Fahrgäste gebucht =D In Japan gibt’s einfach alles) fährt um 23:10 Uhr in Kyoto los und kommt um 07:20 Uhr in Tokyo an. Zum Bezahlen des Fahrtpreises werden einige verschiedene Möglichkeiten angeboten. Ich habe mich dazu entschlossen es im Kombini zu bezahlen. Man muss einfach nur auswählen in welcher Kombini-Kette man es bezahlen will (Lawson, K, Seven-Eleven, Family Mart) und kann es dann im nächstliegenden Kombini bezahlen. In den Kombinis gibt es so einen Automaten, an den scheinbar die Informationen gesendet werden… wie das Ganze funktioniert ist mir auch nicht klar. Auf jeden Fall gingen wir einfach in den Family Mart, direkt vor der Uni, und gaben in dem Automaten meine Kundennummer und Passwort ein. Dann kam ein Beleg aus dem Automat. Damit musste man dann zur Kasse gehen und bezahlen, anschließend bekam ich dann so eine Art Zahlungsbeleg oder Ticket. Alles sehr amüsant hier. Wie schon öfter erwähnt, im Kombini kann man einfach alles machen! ;-) Tokyo wartet auf mich, ich bin schon so gespannt!!

Nach erledigter Arbeit gingen wir also in der Mensa essen und quatschten bis Kayuki wieder Unterricht hatte. Ich hatte mir vorgenommen nun etwas Vorzuarbeiten, aber nach kurzer Zeit kamen andere Austauschstudenten vorbei und im Endeffekt quatschten (beziehungsweise gähnten) wir zu dritt, bevor wir uns auf zum nächsten Unterricht machten. Ein eher langweiliger Unterricht, da ich meine Unterlagen schon wieder vergessen hatte. Das war mir letzte Woche auch schon passiert, ich weiß nicht was momentan mit mir los ist. Aber am Mittwochabend hab ich einfach vergessen meine Mappen auszuwechseln, da ich so tot müde war. Ich war schon beim TV gucken halb eingeschlafen und wollte plötzlich nur noch ins Bett, packte meinen Ordner einfach ein ohne groß drüber nachzudenken. Ätzend.

Inzwischen war es schon nach 18 Uhr, aber der Tag war noch lange nicht vorbei. Als nächstes würden Dodo und ich uns aufmachen um Jana zu treffen und zu einem Kyoto Stammtisch zu gehen, der speziell für Deutsche und deutsch lernende japanische Studenten organisiert wird. Der Abend wurde auch ganz nett und wir lernten einige Japaner kennen. Ich kam erst nach 23 Uhr heim und war echt platt, da ich den ganzen Tag unterwegs gewesen war.

Am Freitag war ich mal wieder in Topform… um nicht zu sagen ich war heilfroh, als der Unterricht endlich vorbei war. Am Morgen hatte ich noch Kayuki informiert, dass ich nun doch die Tickets für den Shinkansen von Tokyo nach Kyoto buchen will und ob sie mir erneut helfen würde diese am Sonntag zu kaufen. Sie teilte mir mit, dass ich für den Studentenrabatt eine bestimmte Bescheinigung für die Berechtigung auf Studentenermäßigung 学割証 bräuchte und dass ich diese wahrscheinlich am Wochenende in dem Automaten nicht bekommen kann und somit noch heute besorgen müsse. Also auf in den Kampf mit dem Sautomaten. Dachte ich zumindest. Es war allerdings ein ziemlich kurzer Kampf, denn irgendwie hatte ich keine Ahnung was der Automat von mir wollte. Man musste noch ein Passwort eingeben, nachdem man seinen Studentenausweis durch einen Schlitz gezogen hatte, aber ich hatte überhaupt keinen Schimmer was für ein Passwort das sein sollte. Im selben Moment tauchten Kaoru und Tenten auf, die sagten ich könne ja nach der Mittagspause im Büro nachfragen. Nach einem gemeinsamen Mittagsessen machte ich das dann auch. Die Dame sagte mir allerdings ich könne den Automaten nicht benutzen oder würde das an dem Automaten nicht bekommen… Jedoch könne man es direkt hier im Büro bekommen. Also machte ich mich ans Ausfüllen des Anfrageformulars, dass ich ihr anschließend zusammen mit meinem Studentenausweis reichte. Nach einer kurzen Wartezeit hatte sie mir die Bescheinigung ausgestellt. Es ist ein ziemlich kleiner Zettel in grüner Schrift. Den muss ich am Ticket-Schalter dann, gemeinsam mit meinem Studentenausweis und Ausländerausweis, vorzeigen… Kaum hatte ich die eine bürokratische Angelegenheit erledigt, ging es schon auf zur Nächsten. In Japan gibt es nie genug Papierkram zu erledigen! Vor allem nicht, wenn man Ausländer ist. Die wollen hier über alles und jedes Nachweise und Kopien und für alles muss man erst einmal diverse Formulare und Anträge ausfüllen. So auch für die Berechtigung einer Arbeitserlaubnis. Da unser normaler Visastatus als Universitätsstudent einen Nebenjob scheinbar nicht von Vornherein erlaubt, muss man zunächst eine Arbeitserlaubnis beantragen. Dafür muss man sich erst einmal Dokumente aus dem Büro für internationale Studenten holen. Das erledigte ich also auch noch. Für den Antrag benötige ich dann, neben dem allgemeinen Formular, u.a. auch noch eine Kopie meines Ausländerausweises und eine Kopie meiner registrierten Kurse. Außerdem wollen die einem für zwei Wochen den Reisepass entziehen, während die Genehmigung ausgestellt wird. Darüber hinaus kann man den Antrag nicht einmal jederzeit einreichen, sondern nur zu bestimmten Daten (insgesamt etwa an sechs verschiedenen Tagen eines Monats). Alles total bekloppt und kompliziert.

Nach einem ruhigen Nachmittag machte ich mich gegen Abend auf den Weg in die Stadt. Mein Japanischkurs hatte geplant mit allen gemeinsam essen zu gehen. Ein Großteil von uns versammelte sich vor einem Einkaufsgalerie bevor wir uns auf zum Yakiniku-Restaurant (sprich gebratenes Fleisch) machten, ein Teil kam etwas später nach. Es war ein ganz lustiger Abend mit all you can eat Yakiniku für 90 Minuten (scheinbar gibt es in Japan immer Zeitbegrenzungen beim all you can eat…). Da ich nicht auch noch Geld für Getränke ausgeben wollte, blieb ich beim kostenlosen Wasser.

Etwas nervig war, dass die Bedienung manchmal ewig brauchte und manchmal kam das, was Martine und ich bestellt hatten, irgendwie nicht oder erst nach erneuter Bestellung. Aber geschmeckt hat es natürlich, ich war ziemlich voll am Ende! Da war es eigentlich ganz gut, dass ich zum Restaurant gelaufen war, denn auf dem Heimweg hatte ich somit gleich einen kleinen Verdauungsspaziergang.

Da ich in den letzten Tagen so viel unternommen hatte, war ich ganz froh mir einen ruhigen Samstag zu gönnen, den ich – bis auf ein paar kurze Besorgungen – zu Hause verbrachte. Im Laufe der Woche hatte es sich auch einiges angestaut, was ich noch für den Unterricht der  nächsten Woche vorbereiten musste.