Ein kleines Matsuri und der Tôji

09Feb2012

Nach einem Wochenende ohne große Ereignisse wurde es Montag. Da ich am Sonntag meinen Bericht für das Stipendium geschrieben hatte, machte ich mich gleich am Montagmorgen auf um diesen im Student Office abzugeben. Da ich nicht den Rest des Tages zu Hause bleiben wollte und für den Tag Regen angesagt war (es nieselte morgens schon etwas), machte ich mich auf in die Innenstadt – zum Karaoke! Alleine. Und das macht sogar richtig Spaß! Ich war sieben Stunden dort und am Ende tat mein Hals etwas weh, denn ich habe mir wahrhaftig die Seele aus dem Leib gesungen. Aber richtig heiser war ich nicht und ich konnte auch am nächsten Tag ganz normal sprechen. Werde bestimmt demnächst noch einmal eine Karaoke-Session einlegen. Als ich mich um 19 Uhr, als meine „free time“ vorbei war, auf den Weg heim machte, regnete es in Strömen und ich war froh meinen Regenschirm mitgenommen zu haben.

Der Dienstag war eher unspektakulär und wurde mit Haushalt betrieben, Mittwoch wollte ich allerdings nicht wieder den ganzen Tag drinnen verbringen. Da mein Klassenkamerad mich auf ein Fest im Jôtoku-ji Tempel meiner Nähe aufmerksam gemacht hatte, entschloss ich mich mittags dort einmal vorbeizuschauen. Ich bereute bereits nach kurzer Zeit nicht meinen Regenschirm mitgenommen zu haben, denn es fing ständig an zwischendurch zu schneien. Der Schnee blieb zwar nicht liegen, aber es war schon eher Schnee als Regen dieses Mal. Auf meinem Weg zum Tempel kam ich an weiteren noch kleineren Tempeln vorbei und schoss ein paar Fotos vom Eingang aus.

Dann fand ich dank meinem Iphone endlich den gesuchten Tempel. Dort angekommen erkundete ich zuerst das Tempelgelände, auf dem bereits einige Menschen versammelt waren. Im Eingangsbereich befanden sich aufgestapelte Tannenzweige, die später brennen würden. Ich glaube an diesem Tempel scheint man für Kinder oder eine sichere Geburt oder Schwangerschaft zu wünschen, denn auf den altbekannten „Wunschzetteln“ aus Holz stand überall etwas in der Art wie „auf dass ich ein gesundes Kind bekomme“ usw.

Nachdem ich etwa eine halbe Stunde gewartet hatte nahm das Spektakel seinen Lauf. Etwa 4-5 Herren waren in diesen weißen Outfits gekleidet und sangen, schossen – aus mir nicht bekannten Gründen – solche Pfeile in alle möglichen Himmelsrichtungen und zündeten nachher mit brennenden Holzpfählen diesen Tannenzweighaufen an. Von meinem Standpunkt aus hatte ich eine sehr gute Sicht aufs Geschehen.

Es war für mich irgendwie sehr merkwürdig, als das alles so anfing zu qualmen und der Herr fast im Rauch unterging XD Der stand da so als würde es ihm gar nichts ausmachen und warf nachher noch einige Holzstäbchen ins Feuer (mit denen es irgendeine Bewandtnis haben musste, denn dafür lagen sie bereit, aber leider habe ich echt keine Ahnung wozu dieses Matsuri überhaupt gut sein sollte XD).

Nachdem ich genug  gesehen hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Meine Füße waren komplett eingefroren, mir war echt kalt und es schneeregnete schon wieder. Mir graute es schon davor später erneut in die Kälte zu müssen, auch wenn diese Kälte nicht an die derzeitig in Deutschland herrschende Kälte herankommt. Gegen späten Nachmittag musste ich jedenfalls erneut aus dem Haus, denn ein Treffen mit den anderen Deutschen bezüglich des Videoprojektes stand an, da der Herr uns zum Unterschreiben  von den Anforderungszetteln für unser Geld benötigte. Dazu trafen wir uns in einem Café auf dem Muromachi-Campus der Universität. Nach unserem Treffen beschlossen Sarah und ich kurzfristig noch etwas am Bahnhof herumzuschauen. Sie wollte mir den Weg zeigen, bei dem man ganz oben im Bahnhofsgebäude entlang laufen kann und einen guten Blick auf Kyoto hat. Hier war ich vorher noch nicht gewesen, aber man hat echt eine super Sicht ;-) Außerdem war dort oben noch ein Café vor dem ein schön beleuchteter Pavillon war. Anschließend waren wir noch etwas in dem großen Kaufhaus im Bahnhof und ich wusste gar nicht wie groß das wirklich ist!!! Riesig! Sehr lustig war es in der Kinderabteilung total viele Spielzeuge und Spiele aus Deutschland vorzufinden. Außerdem gab es vereinzelt noch so schöne Werke aus Schokolade, die ausgestellt wurden. Darunter waren auch die Bremer Stadtmusikanten.

Für Donnerstag hatten wir uns verabredet zum Tôji-Tempel zu gehen, der ganz in der Nähe ist. Von meinem Wohnheim aus etwa 20 Minuten Fußweg. Ich war dort ganz zu Beginn meines Aufenthalts im September schon einmal kurz gewesen, allerdings nicht in den richtigen Bereich mit dem Pagodenturm, der Eintritt erfordert, hereingegangen. Der Eintritt war auch ziemlich teuer… es gab verschiedene Preisabstufungen, aber wir haben die Karte gewählt mit der wir in alle Gebäude durften und das waren dann 800 Yen. Eigentlich ein bisschen viel für den kleinen Garten und die zwei Tempelgebäude plus Pagodenturm, aber was soll‘s. Das Ding ist trotzdem sehr schön anzusehen! Hier ein paar Bilder:

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg gen Bahnhofsgelände, aber da es noch so früh war, wollten wir nicht direkt wieder nach Hause gehen. Sarah wollte mir das Avanti zeigen, ein weitere Kaufhaus hinterm Bahnhof, dessen Gebäude ich bisher für ein Hotel gehalten und daher nie dorthin gegangen war… zu meiner Schande, denn da sind echt tolle und auch einige billige Läden drin! Bevor ich allerdings dort ankam, konnte ich nicht widerstehen ein Kleid in einem der Läden in der U-Bahn Untergrund-Passage zu kaufen. Dort sind sowieso total die tollen Läden und auch nicht unbedingt billige. Das Kleid war extrem runtergesetzt und ich liebe es! Ich liebe japanische Mode sowieso! Dann kamen wir zum Avanti und gleich im ersten Laden sah ich die Art Rucksacktasche, die ich mir schon ewig hatte kaufen wollen. Die Größe reicht auch dafür es für die Uni zu benutzen. Ich entschied mich für die Tasche in einem dunklen Rotton, sieht echt super aus! Bin heute sehr zufrieden ;-)