Mein Weihnachtswochenende in Japan

30Dez2011

Ich weiß auch nicht wie die Zeit es immer schafft so schnell zu vergehen, aber sie tut es. Der Rest der Woche zog sich sehr schnell hin. Donnerstag verbrachte ich meine hundert Freistunden zur Abwechslung mal zusammen mit Martine in der Innenstadt. Dort gaben wir im Nachhinein auch der Versuchung eine Tasche zu kaufen keine Chance und kehrten rechtzeitig zum Unterricht wieder zurück. Am Freitag dann war Feiertag in Japan. Der Geburtstag des Kaisers ist nämlich ein nationaler Feiertag und fällt auf den 23. Dezember. Ursprünglich hatte ich mit Martine und ein paar anderen auf den Weihnachtsmarkt in Osaka fahren wollen, aber das Ganze ist kurzfristig im Winde verlaufen. Einige hatten doch keine Lust und Martine musste kurzfristig arbeiten. Also blieb ich zu Hause und es wurde ein recht erholsamer Tag. Bis auf das ich mittags mit Dodo zum Supermarkt gefahren bin um ein paar Zutaten für den Nudelsalat zu kaufen, den wir für die morgige Weihnachtsfeier machen wollten, blieb ich daheim. Es war sowieso wieder so kalt draußen.

Dann kam der 24. Dezember. Am Morgen packte ich erst mal das Paket von meiner Familie aus und machte den Nudelsalat fertig. Ich weiß nicht ob ich das nicht schon in meinem letzten Eintrag geschrieben habe, aber ein richtiges Weihnachten ist das hier einfach nicht. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Einerseits spielen die in vielen Geschäften ständig Weihnachtslieder und machen einige Weihnachtsbeleuchtung, aber andererseits fehlt hier trotzdem dieses spezielle feeling was man in Deutschland hat mit den Weihnachtsmärkten und Geruch nach Glühwein usw. Insofern fiel dieses Jahr Weihnachten für mich aus XD Was allerdings nicht weiter schlimm ist. Gegen Mittag ging ich also zu der besagten Weihnachtsfeier die bei einer anderen Studentin im Sharehouse veranstaltet wurde. Ich glaube wir waren insgesamt ca. 15-20 Leute und jeder hat was Diverses zum Essen oder Trinken mitgebracht. Dementsprechend haben wir uns auch ziemlich die Bäuche vollgeschlagen.

Nach ca. 4 Stunden ging ich wieder heim, machte mit Martine vorher aber noch einen Abstecher bei zwei weiteren deutschen Austauschstudentinnen und wir haben uns dann dort doch noch etwas festgequatscht. Als ich dann aber endlich daheim war, habe ich noch kurz mit meiner Familie geskyped. Später am Abend habe ich wie jeden Samstag dieselben Sendungen im Fernsehen gesehen. Also wirklich alles wie immer eigentlich. Immerhin habe ich Arashi ni shiyagare zur Abwechslung mal nicht allein, sondern zusammen mit Juvy, die im selben Stockwerk wie ich wohnt, geguckt.

Am nächsten Tag lag ich wieder lange im Bett. Ich hatte tagsüber sowieso nichts Besonderes zu tun. Gegen Abend dann allerdings ging es auf zur „Abschiedsparty“ von Martine. Da sie aus dem Sharehouse auszieht und für die restlichen 2-3 Monaten eine Art Homestay macht, wollten ihre japanischen Mitbewohnerinnen noch ein kleines Abschiedsessen in dem Café in der Nähe  des Sharehouse veranstalten. Im Endeffekt waren aber auch wirklich nur ihre zwei Mitbewohnerinnen, Martine, die drei anderen Mädels aus Düsseldorf und ich dort. Wir haben sogar noch Kuchen gegessen, den eine von Martines Mitbewohnerinnen noch extra gebacken hatte (mein zweiter Kuchen seit ich in Japan bin… am 24. Haben wir auch auf der Weihnachtsparty Kuchen gegessen).

Alles in allem war es ein recht entspannender Abend. Das einzig Negative war der Gedanke daran am nächsten Tag noch einmal zur Uni gehen zu müssen, denn am 26. Dezember war leider kein Feiertag sondern unser letzter Unitag vor den Ferien. Keine Ahnung wer sich diesen Quatsch ausgedacht hat.

Also hieß es auch an diesem Montag wieder ab zur Uni. Übrigens das erste (und wohl letzte) Mal, dass ich Martine zufällig gleich morgens an der Haltestelle in der U-Bahn getroffen habe^^. Angekommen in unserem Klassenzimmer kamen wir uns nach einiger Zeit recht verarscht vor, denn wir waren sozusagen die einzigen Westlichen die erschienen waren. Außer uns waren nur Asiaten da. Wir sind einfach zu pflichtbewusst… haha. Nachdem wir, wie üblich, in der ersten Stunde mal wieder halb im Klassenzimmer erfroren sind (das ist kein Witz, wir sitzen da in Jacke und frieren uns einen ab… ich weiß nicht was das soll. Die Japaner machen einfach voll oft in der Uni die Klimaanlage nicht an und selbst wenn sie es tun, dann wärmt das Ding längst nicht so gut wie die Heizung in Deutschland. Man darf nicht vergessen, dass die japanischen Häuser auch noch eine schlechte Isolierung haben >< Wenn ich in meinem Zimmer die Klimaanlage ausmache, ist es spätestens drei Minuten danach wieder eiskalt, deshalb läuft das Ding bei mir dauerhaft und zwar auch die ganze Nacht. Ich hatte nämlich nicht vor im Schlaf zu erfrieren…), verbrachten wir eine recht ereignislose Freistunde in der menschenleeren Cafeteria. Wem heute nicht aufgefallen ist, dass echt kaum ein Aas in der Uni war, der hat Tomaten auf den Augen. Nach dem Essen dann die nicht herbeigewünschte Stunde bei Frau Suzuki. Es war allerdings ganz erträglich, vielleicht weil der zweite Teil der Stunde dank des Textes über AKB48 (eine super populäre japanische Girlgroup mit schätzungsweise zehn Millionen Mitgliedern, die man andauernd im TV sieht…) und den folgenden Gesprächen über japanische Idols für mich recht unterhaltsam war ;-)

Nach dem Unterricht traf ich mich noch kurz mit Kayuki, die mir ein O-miyage aus Hokkaidô, wo sie ihre Großeltern besucht hat, mitgebracht hatte. In Hokkaidô liegt natürlich schon total hoch Schnee (o.O)

Später am Abend machte ich mich dann auf zu der Bônenkai (Jahresendfeier, das ist sehr beliebt in Japan), die mit einigen der japanischen Studenten aus dem deutschen Video-Projekt geplant war. Dafür hatten sie es sogar organisiert in einem Apartmenthaus ein Zimmer zu mieten, d.h. wir haben dort auch übernachtet bzw. mehr oder weniger erst einmal die Nacht durchgemacht. Aber zurück zum Anfang. Nachdem wir uns erst einmal stundenlang die Mägen mit Okonomiyaki und Yakisoba vollgeschlagen hatten und nach und nach auch die letzten Zwei noch verspätet eingetroffen waren, wurde natürlich auch noch ein Eis verdrückt. Um diese Zeit waren Christian und Elena, zwei andere Deutsche aus dem Projekt, dann schon gegangen, da sie die letzte U-Bahn nach Hause nehmen wollten. Ich hatte mich allerdings entschieden dort zu übernachten und war somit als einzige Deutsche übrig geblieben. Nachdem wir noch einmal Okonomiyaki gegessen hatten, machten wir uns ans Werk die japanische Version von „Spiel des Lebens“ zu spielen! Das war irgendwie ganz witzig für mich. Es ist eigentlich fast genau wie die deutsche Version, wobei es einige Felder gibt, die ich so noch nicht kannte und an manchen Stellen das Design etwas anders als bei meinem Spiel war. Aber vom Grundgehalt ist es gleich. Wir waren 6 Leute und ich glaube wir waren erst gegen 3 Uhr nachts mit dem Spiel fertig. Als nächstes wurde dann DVD geguckt. Wir hatten zuvor noch bei Tsutaya (einem CD/DVD-Verleih Geschäft) „Ju-on“ (die japanische Originalversion von dem amerikanischen Remake „The Grudge“) ausgeliehen. Immerhin hatte ich früher schon einmal The Grudge gesehen, insofern war es nicht mehr ganz so schlimm... wobei The Grudge für mich nach wie vor der schrecklichste Film überhaupt ist XD Die japanische Version fand ich dafür nicht mehr ganz so gruselig, vielleicht teils weil ich wusste was passiert und teils weil es schon etwas älter ist und die special effects manchmal nicht ganz so schlimm sind. Als der Film zu Ende war, fielen mir immer mehr die Augen zu. Wir fingen noch an Karten zu spielen, aber da ich die Spiele teilweise nicht kannte verlor ich etwas die Lust daran und war schon halb am pennen. Da beschlossen Yukina und ich schließlich als erste ins Bett zu gehen. Wenn ich Bett sage, dann meine ich auch Bett <3 Als Ausländer fühlte ich mich gerechtfertigt in dem Anspruch das normale Bett zu benutzen XD Die Japaner schliefen alle auf dem Tatamiboden in ihren Futons.

Am nächsten Morgen wurde dann erst gegen 12 Uhr aufgestanden und Okonomiyaki zum Frühstück gegessen. Ein eher untypisches Frühstück, aber da wir noch so viele Reste hatten…^^ Nach einigen letzten Aufräumaktionen und Unterhaltungen machen wir uns schließlich gegen 15 Uhr auf nach Hause. Ich kann nicht beschreiben wie müde ich an diesem Tag war. Irgendwie ein bisschen kaputt. Für denselben Abend stand allerdings noch ein Klassentreffen an. Wir würden, genau wie letztes Mal, gemeinsam zum Yakiniku all you can eat gehen. Ergebnis: Ich habe mal wieder zu viel gegessen… ;-)